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Wirtschaft: Deutsche Bank siehts sechs Prozent Wachstum - Risiken derzeit "eher gering"

Asien steht nach Ansicht der Volkswirte der Deutschen Bank vor einem neuen Wirtschaftswunder. Der erste Schock der Finanzkrise, der 1997 die Region erfasste und weltweit tiefe Spuren hinterließ, sei nicht nur schnell überwunden gewesen.

Asien steht nach Ansicht der Volkswirte der Deutschen Bank vor einem neuen Wirtschaftswunder. Der erste Schock der Finanzkrise, der 1997 die Region erfasste und weltweit tiefe Spuren hinterließ, sei nicht nur schnell überwunden gewesen. Jetzt jage eine Erfolgsmeldung die andere. Korea etwa verzeichnete 1999 ein Wachstum von zehn Prozent. Für das laufende Jahr erwarten die Volkswirte in Asien ein Wachstum von sechs Prozent, 2001 soll es mit 5,6 Prozent nur leicht schwächer sein. "Der Weg führt nach oben, aber er ist nicht mehr so steil und steinig, sondern wird etwas flacher, dafür breiter und besser abgesichert", sagt Deutsche Bank-Asienexpertin Andrea Burgtorf.

Auch das noch verhaltene Wachstum in Japan, möglicherweise steigende Zinsen und ein noch höherer Ölpreis könnten die Entwicklung bremsen.

Aber dies sind Risiken, die im Vergleich zu den Sorgen, die sich westliche Banker nach der dramatischen Entwicklung zwischen Thailand, Hongkong und Korea Mitte 1997 gemacht haben, als gering einzustufen sind. Das liegt nach Ansicht von Burgtorf daran, dass die Länder schnell die Zeichen der Zeit erkannt haben und daran gegangen sind, die Ursachen für die dramatische Krise abzustellen. Die kurzfristige Auslandsverschuldung wurde drastisch zurückgefahren, unter anderem durch Umschuldungen. Während bei Ausbruch der Krise das Verhältnis zwischen kurzfristigen Verbindlichkeiten und vorhandenen Devisenreserven im Schnitt bei über 200 Prozent lag, sind es jetzt deutlich weniger als 100 Prozent. Auch die starke Finanzierung über Kredite wurde deutlich reduziert. Dies hatte bis 1996 zu ineffizienten Investitionen und hohen notleidenden Krediten geführt. Jetzt hätte sich dies auf niedrigem Niveau stabilisiert. Stattdessen setzen die Unternehmen jetzt mehr und mehr auf Anleihen und Aktien. Dies führe, so Burgtorf, zu einem effizienteren Einsatz des Kapitals. Insgesamt würden die privaten Kapitalzuflüsse nach Asien von 40 Milliarden Dollar 1999 auf über 60 Milliarden Dollar in 2000 steigen.

Schließlich haben alle Länder die Überbewertung ihrer Währungen durch die Flexibilisierung der Wechselkurse zurückgefahren. Dies hat dem Exportgeschäft einen Schub gegeben, der zudem von der guten Weltkonjunktur profitiert. Trotzdem gibt es nach Ansicht der Deutschen Bank in den asiatischen Ländern noch viel zu tun. Die Bankenaufsicht müsse verbessert werden, die Banken müssten weiter von ihrem hohen Anteil an notleidenden Krediten herunterkommen. In Indonesien sollen es immer noch 70 Prozent aller Ausleihungen sein, in Thailand 38 Prozent. Auch die Verschuldung des Unternehmenssektors sei zu hoch. Schließlich gibt es noch Mängel im Rechtssystem und bei der Transparenz über die wirtschaftliche Lage in den einzelnen Ländern. "Die Krise zu strukturellen Veränderungen genutzt haben vor allem Singapur und Taiwan, aber auch Indien. Weniger schnell sind Reformen in China vorangetrieben worden. Hier gilt noch Stabilität vor Veränderung", sagt Volkswirtin Burgtorf. Aber unter dem Strich sind die Experten der Deutschen Bank höchst zuversichtlich. "Das Basisszenario bleibt: Ein neues asiatisches Wirtschaftswunder 2000, welches dann 2001 auf einen eher durchzuhaltenden niedrigen Wachstumspfad einschwenkt." Ob dies auch das Signal für Anleger sei, wieder mehr auf Asien zu setzen, lassen die Deutsche Bank-Volkswirte offen.

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