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Wirtschaft: Deutsche Bank will wieder ernten Institut hält an Spekulation mit Lebensmitteln fest

Berlin - Finanzspekulationen sind nach Ansicht von Deutsche-Bank-Co-Chef Jürgen Fitschen nicht schuld an steigenden Lebensmittelpreisen. Das habe sein Institut ausführlich untersucht, deshalb biete es auch wieder Agrar-Finanzprodukte jeder Art an.

Berlin - Finanzspekulationen sind nach Ansicht von Deutsche-Bank-Co-Chef Jürgen Fitschen nicht schuld an steigenden Lebensmittelpreisen. Das habe sein Institut ausführlich untersucht, deshalb biete es auch wieder Agrar-Finanzprodukte jeder Art an. Derivate erfüllten für Nahrungsmittelproduzenten eine wichtige Funktion im weltweiten Handel. „Deshalb hat die Deutsche Bank entschieden, dass sie im Interesse ihrer Kunden weiterhin Finanzinstrumente auf Agrarprodukte anbieten wird“, befand Fitschen am Samstag bei einer Konferenz im Rahmen der Grünen Woche.

Das Institut hatte den Handel mit diesen Produkten 2012 ausgesetzt, um deren Folgen untersuchen zu lassen. Verbraucherschützer hatten die Bank zuvor wegen dieser Geschäfte kritisiert. Welcher Art die Derivate sind, die sie anbietet, ließ Fitschen offen. Er erwähnte nur einen Fonds, der den Agrarhandel und Investitionen in die Landwirtschaft Afrikas befördern soll, und in den auch öffentliche Entwicklungsmittel geflossen sind.

Fitschen legte in der Debatte Wert auf die „rationalen und sachlichen Entscheidungen“ für Investitionen. Nur wenn eine „angemessene Rendite“ gewährleistet sei, „haben wir alle Spaß an diesen Investitionen“. Dass die Deutsche Bank bei Investitionen in Mosambik nicht genügend „Spaß“ erwartet, ließ Fitschen in Form einer Frage an den Landwirtschaftsminister des südafrikanischen Landes, José Condungua Pacheco, wissen. Fitschen fragte, ob Mosambik bereit sei, Investoren eine beherrschende Stellung zuzugestehen, und eventuell hinzunehmen, dass traditionelle Handelsströme dadurch zerstört werden könnten. Pacheco wurde aber ebenso wenig wie Fitschen vor 2500 Zuhörern konkret. Er überging die Frage, erkundigte sich aber im Gegenzug, warum Banken „die Landwirtschaft wie einen Krieg“ bewerteten. Damit meinte er wohl die ausführliche Betonung der Risiken bei Agrar-Investitionen.

Auch Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) und Nestlé-Verwaltungsratschef Peter Brabeck-Letmathe ließen sich auf einen Schlagabtausch ein, der Einblick gab in die Sprachlosigkeit zwischen den Akteuren. Brabeck-Letmathe hatte minutenlang alle Statistiken referiert, die den verschiedenen Nestlé-Sparten eine ausreichende moralische Legitimation geben könnten. Dann fügte er hinzu, er wünsche sich in der Politik mehr sachlich begründete Entscheidungen als Fehlentscheidungen mit Blick auf den nächsten Wahltermin. Aigner konterte kühl, auch Unternehmensentscheidungen würden besser, wenn sie sich nicht nur an den Quartalszahlen orientierten. Dagmar Dehmer

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