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Wirtschaft: Deutscher Weinumsatz steigt – dank Aldi

Positive Stimmung auf der Fachmesse „Prowein“ in Düsseldorf: mehr Besucher, viele Abschlüsse

Die meisten internationalen deutschen Messen kämpfen wenig erfolgreich gegen den Besucherschwund - die „Prowein“ in Düsseldorf aber hat zu ihrem 10. Jubiläum sogar noch zugelegt. 28000 Fachbesucher kamen in diesen Tagen an den Rhein, ein Plus von drei Prozent gegenüber dem Vorjahr. 4500 ausländische Gäste besuchten die Messe diesmal, ebenfalls ein Zuwachs; die Projektleiterin Danila Avdiu sagte, damit habe man eines der wichtigsten Ziele für dieses Jahr erreicht. Die Prowein sei ihrem Stellenwert als führende internationale Fachmesse für Wein und Spirituosen gerecht geworden. In acht Messehallen waren diesmal 2800 Aussteller aus 41 Ländern vertreten.

Der Erfolg der Prowein fällt in ein durchwachsenes Konsumklima. Zwar hat der Einzelhandel in Deutschland seinen Weinumsatz auf ein neues Rekordniveau stemmen können, und das Importvolumen stieg 2002 mengenmäßig ebenfalls. Doch der Zuwachs ging nahezu ausschließlich auf das Konto der preisaggressiven Aldi-Märkte, Schaumwein verlor stark an Boden, und die Importe nahmen im Wert ab.

Das trifft selbst die Exporteure im erfolgsverwöhnten Bordeaux: Man rühmt sich zwar mit aufwändigen Verkostungen des sehr gelungenen und teuren Jahrgangs 2000, muss aber einräumen, dass die jetzt marktbestimmenden und trinkreifen 1997er zu Preisen verkauft werden, die zum Teil deutlich unter den Subskriptionspreisen der ersten Verkaufsphase liegen.

Für Deutschland heißt das unter dem Strich, dass im vergangenen Jahr mit Wein weniger Geld verdient wurde – und das bei stark gestiegenen Nebenkosten beispielsweise für Verpackung und Logistik. Und viele große Händler konnten zwar den Umsatz etwa konstant halten, sind aber von den ehrgeizigen Zielen, die sie in den Boomzeiten vor zwei Jahren formuliert hatten, meilenweit entfernt.

Aus Sicht der Aussteller hat die Messe ihren fachbezogenen Charakter halten können. Volksfestähnliche Zustände, die beispielsweise die „Vinitaly“ in Verona in Verruf gebracht haben, wurden auch in diesem Jahr erfolgreich vermieden. Selbst in der großen Verkostungszone mit 600 Weinen und Spirituosen standen ausschließlich fachliche Aspekte im Vordergrund. Alois Lageder beispielsweise, der bekannteste Südtiroler Winzer, lobte anschließend Qualität und Quantität der Besucher. Befürchtungen, es könne wegen der heiklen Konjunkturlage zu Einbrüchen kommen, hätten sich nicht bestätigt, sagte er. An den beiden wichtigsten Messetagen Sonntag und Montag sei sein Stand nie ohne Besucher gewesen, aber auch nie überfüllt – für ihn der ideale Zustand. Lageder bemängelte allerdings, dass es der Messe bislang kaum gelungen sei, potenzielle Kunden aus Skandinavien und Osteuropa für einen Besuch zu interessieren.

Differenziert äußerte sich auch der Berliner Weinhändler Christos Tziolis, der eine große Zahl griechischer Weingüter vertritt. Zwar sei die Gesamtzahl der Besucher an den griechischen Ständen nicht so groß gewesen wie im Vorjahr, sagte er, doch die Nachfragen seien gezielter gewesen und würden in eine Reihe von neuen Geschäftsabschlüssen führen. Sehr positive Äußerungen kamen von den deutschen Ausstellern. Armin Göring, der Geschäftsführer des Deutschen Weininstituts, nannte Stimmung und Geschäftsklima ausgezeichnet. Gute Qualität bei attraktiven Preisen habe eine Vielzahl von nationalen und internationalen Geschäftsabschlüssen ermöglicht. In der Tat waren besonders die Stände der renommierten Winzer des Verbands Deutscher Qualitätsweingüter (VDP) durchweg dicht umlagert. Die deutschen Winzer nutzen die Gunst der Stunde, denn die letzten Jahrgänge 2001 und 2002 haben ihnen ausgezeichnete Qualität gebracht, und die Meinungsführer der Weinpublizistik wie Robert Parker heben diesen Umstand in vielen Veröffentlichungen hervor. Doch vom positiven Konsumklima in Deutschland profitierten nach eigenen Aussagen auch Exporteure in Italien und Frankreich.

Einflüsse der politischen Weltlage waren dagegen nach übereinstimmenden Aussagen der deutschen Winzer nicht zu spüren; von einem möglichen Boykott deutscher Produkte in Amerika sei bisher keine Rede, hieß es.

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