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Der Funke springt über. Bislang waren deutsche Firmen bei Investitionen zögerlich – das könnte sich nun ändern. Foto: dpa

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Wirtschaft: Die Angst verfliegt

Deutsche Firmen gewinnen Zuversicht – das könnte die Euro-Zone 2014 aus der Krise ziehen.

Berlin - Als die Steuerschätzer vor ein paar Tagen ihre Zahlenkolonnen sortiert und ausgerechnet hatten, wie viel Geld der Staat 2014 von seinen Steuerzahlern erwarten darf, gab es in Berlin viele lange Gesichter. Die Koalitions-Unterhändler von SPD und Union hatten eigentlich auf einen dicken Batzen frisches Geld gehofft. Vergebens: Der Bund werde vorerst nur wenig mehr Geld einnehmen, ließen die Rechenexperten wissen. Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) meldete bei den Unterhändlern umgehend an, „überzogene Ausgabenwünsche“ seien unbedingt zu vermeiden.

Jetzt können Rote und Schwarze neue Hoffnung schöpfen. Womöglich wird die Konjunktur 2014 deutlich besser laufen als bislang angenommen. Das würde auch stärker steigende Steuereinnahmen bedeuten – in der heißen Phase der Koalitionsverhandlungen eine willkommene Nachricht für die angehende Bundesregierung.

Stoff für Optimismus bietet der Ifo-Geschäftsklima-Index, einer der wichtigsten Indikatoren für den Lauf der Konjunktur in Deutschland. Im November stieg er unerwartet deutlich von 107,4 auf 109,3 Punkte, wie das Institut am Freitag mitteilte. Dabei waren die Erwartungen der Unternehmen an das kommende Halbjahr so hoch wie seit zweieinhalb Jahren nicht mehr. „Die deutsche Wirtschaft blickt zuversichtlich auf die kommenden Wintermonate“, kommentierte Ifo-Präsident Hans-Werner Sinn die Zahlen. „Das deutsche Wirtschaftswachstum ist ganz klar das Letzte, worum man sich Sorgen machen muss“, sagte Carsten Brzeski, Chefvolkswirt der Bank ING-Diba.

Quer durch alle wichtigen Branchen hellte sich die Stimmung merklich auf – im Einzel- und Großhandel, bei den Dienstleistern, in der Industrie und auf dem Bau. Die 7000 befragten Manager beurteilten die Lage wie auch den Ausblick besser. Im Vormonat hatte es nach fünf Anstiegen in Folge überraschend einen leichten Rückgang gegeben.

Die neuen Zahlen machten „Hoffnung, dass die bisher eher verhaltene Erholung der deutschen Wirtschaft im Verlauf des kommenden Jahres an Fahrt aufnehmen wird“, urteilte Ralph Solveen von der Commerzbank. Dies gelte vor allem für die Investitionen der Unternehmen, wegen der Unsicherheit über die Euro-Krise seit langem ein Hemmschuh für die Konjunktur. Sie legten zwischen Juli und Ende September das zweite Quartal in Folge zu, wie das Statistische Bundesamt am Freitag mitteilte. Auch der Konsum des Staates und der Haushalte stützten das Wachstum. Der Außenhandel, zuletzt wegen seiner jahrelangen Überschüsse von den USA und einigen europäischen Ländern als Gefahr für die Stabilität eingestuft, bremste dieses Mal die Konjunktur. Insgesamt wuchs das BIP um 0,3 Prozent im Vergleich zum Vorquartal. Für das Gesamtjahr erwarten die meisten Fachleute ein Plus von nur 0,6 oder 0,7 Prozent.

Schon der Wirtschaftsindex des Mannheimer Instituts ZEW, ermittelt durch Umfragen unter Finanzexperten, hatte am Dienstag den höchsten Stand seit vier Jahren markiert. Während die Regierung für 2014 nur von einem um 1,7 Prozent höheren Bruttoinlandsprodukt ausgeht, peilt beispielsweise die Industrieländer-Organisation OECD bereits 2,0 Prozent für die Bundesrepublik an, ähnlich wie mehrere Banken und Institute.

Der Optimismus stützt sich auch auf die Hoffnung, dass aus wichtigen Exportmärkte wie den USA oder China bald mehr Nachfrage nach deutschen Waren kommt. Dann würde der Aufschwung nicht mehr nur durch Bestellungen aus dem Inland getragen, sondern auch durch den Außenhandel. Mehr Schwung in der stärksten Volkswirtschaft des Kontinents könnte auch die übrigen EU-Länder mitziehen. Vor allem die Dynamik in der Bundesrepublik hatte zuletzt für ein Ende der langen Rezession in der Euro-Zone gesorgt. „Dies könnte der Beginn eines sich selbst tragenden Aufschwungs in den großen Euro-Ländern sein“, sagte Andreas Rees von der italienischen Großbank Unicredit.

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