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Wirtschaft: „Die Branche muss sich konsolidieren“ NGG-Vize Rosenberger hält nichts von Mini-Jobs

Frau Rosenberger, sehen Sie die Tourismusbranche auch als den großen Jobmotor an?Die Arbeitnehmer haben nicht viel davon.

Frau Rosenberger, sehen Sie die Tourismusbranche auch als den großen Jobmotor an?

Die Arbeitnehmer haben nicht viel davon. Jeder zweite Arbeitsplatz im Hotel- und Gastgewerbe ist ein Minijob, also eine geringfügige Beschäftigung. Davon kann man natürlich nicht leben. Die Tourismuswirtschaft behauptet, das sei gut so, damit Menschen etwas hinzuverdienen können. Aber die Menschen machen das nicht aus Langeweile, sondern weil das Geld im ersten Job nicht reicht. Häufig sind beide Jobs im Gastgewerbe und mies bezahlt. Minijobs vernichten häufig ordentliche Arbeitsverhältnisse.

Was kann man dagegen tun?

Es ist nicht gut für die Menschen und die Volkswirtschaft, wenn man trotz einer 40-Stunden-Woche einen zweiten Job braucht oder zum Amt gehen muss. Das Prinzip des Aufstockens ist falsch, da müssen wir grundsätzlich ansetzen. Wir brauchen eine bessere Bezahlung.

Aber sind Minijobs nicht der Preis für die geringen offiziellen Arbeitslosenzahlen? Das war doch der politische Ansatz.

Das stimmt. Die Minijobs und die befristeten Arbeitsverhältnisse führen zu der relativ niedrigen Arbeitslosenzahl, wobei drei Millionen immer noch zu viel sind.

Wie könnte man die Lage der Beschäftigten ändern, ohne die Branche zu ruinieren?

Vor allem müssen die Überstunden regulär bezahlt werden. Dann brauchen viele keinen zusätzlichen Minijob mehr. Mit vernünftigen Löhnen und besseren Arbeitsbedingungen ruiniert man die Branche nicht. Die Branche muss sich sowieso konsolidieren: Es gibt hohe Überkapazitäten an Kneipen, Restaurants und Hotels, das schlägt sich in Dumpingpreisen nieder. Je weniger wir für ein Essen oder ein Hotelzimmer ausgeben, desto schlechter werden die Menschen bezahlt.

Aber der Abbau von Überkapazitäten kostet doch in der Regel Jobs.

Nicht notwendigerweise. Wenn Kapazitäten an der einen Stelle abgebaut werden, können sie an anderer Stelle entstehen.

Michaela

Rosenberger

ist stellvertretende Vorsitzende der Gewerkschaft Nahrung- Genuss-Gaststätten (NGG) und Hotelfachfrau. Mit ihr sprach

Moritz Döbler.

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