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Wirtschaft: Die Bundesbank will kräftig abspecken

FRANKFURT (MAIN) .Nicht nur Ernst Welteke weiß, daß sich etwas bewegen muß.

FRANKFURT (MAIN) .Nicht nur Ernst Welteke weiß, daß sich etwas bewegen muß."Bei der jetzigen Struktur der Bundesbank kann es nicht bleiben", sagt der Präsident der hessischen Landeszentralbank (LZB), der als heißer Kandidat für die Nachfolge von Bundesbankpräsident Hans Tietmeyer gehandelt wird.

Guntram Palm, Chef der LZB in Stuttgart, und Franz-Christoph Zeitler, sein Kollege aus München, sehen es ähnlich."Es gibt eine Diskussion, aber noch keine konkreten Entscheidungen", sagt Bundesbank- Sprecher Wolfgang Mörke.Seitdem die Europäische Zentralbank (EZB) Anfang Januar die Verantwortung für die Geldpolitik übernommen und damit der Bundesbank ihre wichtigste Aufgabe genommen hat, stellt sich mit Nachdruck die Frage, ob es noch neun LZBs, 163 Bundesbank-Filialen und rund 16 000 deutsche Zentralbanker, davon allein knapp 2600 bei der Bundesbank, geben muß.Wo die Europäische Zentralbank in Frankfurt doch mit nur 700 zurecht kommt.

Daß intensive Überlegungen im Gange sind, zeigt auch die Tatsache, daß für Olaf Sievert und Helmut Hesse, die zum Jahresende als Präsidenten der LZBs in Hamburg und Leipzig zurückgetreten sind noch keine Nachfolger benannt wurden.

Die Bundesbank muß sich an ihren eigenen Worten messen lassen.Schließlich fordert sie selbst gebetsmühlenartig und permanent vom Staat Kostenbewußtsein und damit auch die Verschlankung der Verwaltung.Letztlich sind straffere Strukturen bei der Notenbank in Frankfurt allerdings eine politische Entscheidung.Ernst Welteke allerdings möchte, daß sich die Bundesbank zunächst selbst über ihre Zukunft verständigt."Das könnte eine schiefe öffentliche Diskussion verhindern, die unsere künftigen Aufgaben nicht zur Kenntnis nimmt".

Auch Bundesbank-Präsident Hans Tietmeyer, der Ende August 1999 aus dem Dienst scheidet, ist sich über notwendige Einschnitte im Klaren.Trotzdem legt er sich für seine Behörde ins Zeug."Unsere Aufgaben sind nicht geringer geworden, eher intensiver." Innerhalb der dezentralen Struktur der EZB ist die Bundesbank mit den LZBs auch in Zukunft für die Ausführung der Geldpolitik zuständig und muß dabei die Geschäftsbanken und letztlich die Wirtschaft mit Geld versorgen.In diesem Feld, betont LZB-Chef Welteke, würden sich durch den Euro keine gravierenden Veränderungen ergeben.Im Gegenteil: Für die nächsten drei Jahre bringt er viel Arbeit.Rund 2,6 Mrd.Geldscheine und 48 Mrd.Münzen mit einem Gewicht von 80 000 Tonnen müssen allein in Deutschland eingesammelt werden.Und der Euro ausgegeben werden.Das, sagt Welteke, sei "eine enorme logistische Herausforderung".Daneben behält die Bundesbank andere wichtige Aufgaben.Sie vertritt Deutschland beim Internationalen Währungsfonds (IWF), sie teilt sich mit dem Bundesaufsichtsamt für das Kreditwesen in Berlin die Bankenaufsicht, sie bleibt "Hausbank" des Bundes und kümmert sich um Bundeswertpapiere.Und sie wird auch in Zukunft die Entwicklung der Staatsfinanzen genau verfolgen und den Zeigefinger heben, wenn nachteilige Tendenzen auszumachen sind.Natürlich baut die Europäische Zentralbank auch auf die volkswirtschaftlichen und monetären Daten aus der Bundesbank.

"Das heißt nicht, daß alles beim Alten bleiben", räumt Tietmeyer ein."Aber wir müssen funktionsfähig bleiben." Welteke formuliert es schärfer: "Wir brauchen auch in Zukunft eine Bundesbank, die sich mit den besten Notenbanken der Welt auf höchstem Niveau messen kann." Die Arbeit wird freilich auf Sicht weniger, spätestens ab 2002, wenn die DM eingesammelt und der Euro verteilt ist.Freilich: Schon seit 1992 steckt die Bundesbank in einem Anpassungsprozeß: Die Zahl der Beschäftigten wurde um 13 Prozent abgespeckt, das Filialnetz um 30 Prozent.Aber es kann wohl noch mehr geschehen.Dies verdeutlicht ein Blick auf die LZB Hessen in Frankfurt.Fast ein Drittel der 1200 Mitarbeiter, die dort beschäftigt sind, befaßt sich mit Organisation, Personal, Verwaltung und Controlling.Privatfirmen sind da erheblich schlanker gestrickt.

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