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Wirtschaft: Die stille Reserve

13,1 Milliarden D-Mark sind noch im Umlauf.

Frankfurt am Main - Das jüngste Ringen um das Rettungspaket für Zypern mag viele Euro-Skeptiker hierzulande bestärkt haben. Aktuellen Umfragen zufolge wünscht sich rund ein Drittel der Deutschen die Anfang 2002 als Bargeld abgeschaffte D-Mark wieder zurück. Tatsächlich ist sie noch gar nicht verschwunden, auch wenn seit elf Jahren damit nichts mehr bezahlt werden kann: Der Bundesbank zufolge waren Ende Februar noch Banknoten, Münzen und Pfennige im Gesamtwert von 13,14 Milliarden D-Mark oder gut 6,7 Milliarden Euro im Umlauf. Von Sammlern gehortet, irgendwo in Kellern, Kisten oder Sesselritzen verborgen oder im Ausland unterwegs. Jedenfalls wartet die Bundesbank weiter auf Millionen von D-Mark-Scheinen und -Münzen. Das Tempo der Rückgabe des alten Geldes im Tausch gegen Euro verlangsamt sich: 2012 waren es 131 Millionen Mark, ein Jahr zuvor noch 150 Millionen.

Einen Grund zur Eile gibt es auch nicht: Denn die Bundesbank nimmt die Banknoten und -Münzen in ihren Filialen auf unbegrenzte Zeit kostenfrei und in jeder Höhe zum bei der Einführung des Euro festgelegten Wechselkurs von 1,95583 Mark pro Euro zurück. Andere Euro- Notenbanken sind nicht so großzügig: In Finnland, Frankreich, Italien und Griechenland etwa sind die Rückgabefristen längst abgelaufen.

Größere D-Mark-Beträge tauchen auf, so die Erfahrung der Notenbanker, wenn nach dem Tod von Eltern oder Großeltern Wohnungen oder Häuser geräumt und renoviert werden. Versteckt zwischen Büchern, hinter abgelösten Tapeten, in Gardinen eingenäht oder in Tablettenröhrchen gesteckte Scheine kommen so zum Vorschein. Im Schnitt wurden 2012 in den Bundesbank-Filialen bei jeder Rückgabe jeweils 560 Mark in Euro getauscht.

Pfennig- und Mark-Stücke werden viel zögerlicher zurückgegeben als Scheine. Während 2012 Banknoten im Wert von 104 Millionen D-Mark getauscht wurden, waren es bei Münzen nur 27 Millionen Mark. Allerdings rechnen die Notenbanker hier auch mit einem erheblichen Verlust: 19,5 Milliarden Münzen im Gegenwert von 2,4 Milliarden Euro würden wohl nicht wieder auftauchen. Das sind rund 40 Prozent der Ende 1999 umlaufenden D-Mark-Münzen.

Die D-Mark, sie wird den Deutschen wohl noch lange erhalten bleiben: Würden sie wie 2012 jährlich Münzen und Scheine im Wert von rund 130 Millionen DM abliefern, würde es immer noch rund 100 Jahre dauern, bis das gesamte ausgemusterte Bargeld zur Bundesbank zurückgeflossen ist. Rolf Obertreis

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