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Finanzkrise: Die Weberbank ist wieder zu haben

Die Berliner Weberbank steht erneut vor dem Verkauf. Der angeschlagene Mutterkonzern WestLB spricht bereits mit Interessenten.

Berlin - Die Berliner Weberbank steht erneut vor dem Verkauf. Wie der Tagesspiegel aus Finanzkreisen erfuhr, spricht der angeschlagene Düsseldorfer Mutterkonzern WestLB bereits mit Interessenten. „Es ist klar, dass verkauft werden soll“, heißt es in den Kreisen. Die Gespräche könnten womöglich sogar schon bald zu einem Abschluss kommen. „Das kann jetzt alles sehr schnell gehen.“ Weder die WestLB noch die Weberbank wollten sich zu dem Thema äußern.

Die auf vermögende Privatkunden spezialisierte Weberbank war erst im Jahr 2005 für 52 Millionen Euro von der damaligen Bankgesellschaft Berlin (heute Landesbank Berlin) an die WestLB verkauft worden – damals auf Betreiben der EU-Kommission, die den Verkauf von Konzernteilen als Auflage für die Genehmigung staatlicher Beihilfen für die Landesbank verlangt hatte. Heute ist die Lage ähnlich: Die EU-Kommission verlangt nach Angaben aus Finanzkreisen den Verkauf der WestLB in Einzelteilen. Nur dann will sie die Milliardenhilfen genehmigen, mit denen das Land Nordrhein-Westfalen und die dortigen Sparkassen die Düsseldorfer Landesbank gestützt haben.

Wer als Käufer für die Weberbank in Frage kommt, ist unklar. In Finanzkreisen wird spekuliert, die in München ansässige Hypo-Vereinsbank (HVB) habe Interesse. „Die HVB ist im Raum Berlin bisher ziemlich schwach aufgestellt, was das Geschäft mit vermögenden Privatkunden betrifft“, sagt ein Insider. Auch die Privatbank M.M. Warburg gilt als Interessent. Das Hamburger Institut hatte 2003 bereits das Berliner Bankhaus Löbbecke übernommen, um ihr Geschäft in der Hauptstadtregion zu stärken.

In der Branche wird sogar über eine besonders überraschende Wendung spekuliert: Die Landesbank Berlin (LBB), heute saniert und in der Hand der deutschen Sparkassen, könnte die Weberbank zurücknehmen, um mit der etablierten Marke bundesweit vermögende Kunden ins Sparkassen-Lager zu locken. Auch die zweite Berliner WestLB-Tochter, die auf Ratenkredite spezialisierte Readybank, wird in Finanzkreisen mit der Landesbank Berlin in Verbindung gebracht. Sie könnte als Plattform für den Zahlungsverkehr dienen und würde in die angekündigte Strategie von LBB-Chef Hans-Jörg Vetter passen, das Geschäft mit Ratenkrediten auszubauen. Die Banken wollten sich auf Anfrage nicht zu den Spekulationen äußern.

Ein früherer Interessent für die Weberbank ist dagegen offenbar abgesprungen: Der ehemalige Generalbevollmächtigte der Bank, Harald Christ, hatte nach seinem überraschenden Ausscheiden im vergangenen Jahr angekündigt, die Weberbank gemeinsam mit anderen Investoren kaufen zu wollen. Mittlerweile ist das Interesse offenbar eingeschlafen. Die Bankenwelt habe sich in der Zwischenzeit zu stark verändert, sagte Christ dem Tagesspiegel. Einen Verkauf der Weberbank begrüßte der ehemalige Chef jedoch grundsätzlich. „Die Weberbank ist eine gute Bank, hat aber in der WestLB keine Zukunft“, sagte Christ. „Es ist ein notwendiger Befreiungsschlag, wenn sie in neue Hände kommt.“

In der Weberbank war es in den vergangenen vier Jahren turbulent zugegangen. Drei Chefs kamen und gingen. 2007 verließ mit Andreas Bödecker das letzte Mitglied der Gründerfamilie den Vorstand. Seit September 2008 führt nun Andreas Goßmann die Bank. Noch im Herbst hatte die WestLB die Weberbank gestärkt, indem sie ihr die Luxemburger Tochtergesellschaft WestLB International unterstellte.

In Deutschland hat die Weberbank heute rund 250 Mitarbeiter. Neben dem Stammhaus in Berlin ist sie auch in Düsseldorf, Bielefeld und Essen vertreten. Die Bank macht seit Jahren Verluste. Allein 2007 waren es nach Tagesspiegel-Informationen fast elf Millionen Euro. Für 2008 wird intern ein noch deutlich höherer Verlust erwartet.

Stefan Kaiser

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