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Immobilienkrise: Die wirklich Betuchten kümmert die Krise nicht

William Horstman ist Psychotherapeut. Seit 37 Jahren praktiziert er in San Francisco, doch selten zuvor waren seine Klienten von einem gemeinsamen Thema gestresst: vom Immobilienmarkt. Horstman schätzt, dass gut zehn Prozent der Zeit mit seinen Patienten für diesen Bereich draufgeht.

Miami - Es begann vor einem Jahr, als der Immobilienblase die Luft ausging. „Seitdem sorgen sich meine Patienten.“ Nicht nur darüber, dass sie als Folge der Kreditkrise ihren Lebensstil nicht mehr so leicht auf Pump finanzieren können. Sondern auch darüber, dass sie in Häusern leben, die nun weniger wert sind. Und dass sie Spekulationsobjekte nicht mehr so leicht loswerden. Kurz: Ihr Selbstwertgefühl ist aus dem Lot, und Horstman soll es richten.

Kein leichtes Unterfangen in einem Land, in dem der „American Dream“ ein eigenes Häuschen mit einem weißen Gartenzaun bedeutet. Würde Horstman an der sogenannten „Goldküste“ in San Francisco praktizieren, hätte er diese Probleme kaum. In Pacific Heights ist die Immobilienwelt noch in Ordnung. Während rundherum im Land die Preise purzeln und die Zwangsversteigerungen steigen, finden hier Monstervillen mediterranen Stils mit Blick auf die Golden Gate Bridge und das offene Meer ohne Probleme Käufer. „Das Geschäft für Luxusimmobilien von drei Millionen aufwärts läuft prima“, freut sich Makler Joel Goodrich. Auch im sogenannten „Platinum Triangle“ in Los Angeles. Hier in Bel Air, in Holmby Hills und Beverly Hills leben die Superreichen. David Beckham, der Gründer von Amazon, Jeff Bezos oder Tom Cruise.

Die Reichen in den USA werden nicht nur immer reicher, sie werden auch immer mehr. Das Vermögen der reichsten fünf Prozent des Landes kletterte zwischen 1990 und 2005 um 40 Prozent. Für die Mittelschicht waren es 7,3 Prozent. Nach dem World Wealth Report von Merrill Lynch stieg die Zahl der „Ultrareichen“ mit einem Vermögen von mindestens 30 Millionen Dollar zuletzt um 11,3 Prozent auf 95 000 Haushalte. Gesamtvermögen: 13,1 Billionen Dollar.

Metropolen wie San Francisco, Los Angeles, Miami oder New York locken eine internationale Klientel an. Derzeit mehr denn je, dank des schwachen Dollar. Die „New York Times“ schreibt, derzeit kauften sich vor allem Europäer ein Stück Manhattan. „Der Wechselkurs ist ein Geschenk Gottes“, zitiert das Blatt eine Immobilienhändlerin. Während sich die übliche Kundschaft der Wall Street noch unschlüssig zeigt und auf die fetten Boni am Ende des Jahres wartet, greift die währungsgestärkte Klientel aus Deutschland, der Schweiz, aus England und Frankreich zu. Auch wegen des „cool factor“. „Es ist einfach sehr verlockend, ein Apartment in New York sein Eigen zu nennen“, sagt Jeffrey Schleider von der Corcoran Group. Vor allem, wenn man dafür in einer Stadt wie London, wo in den vergangenen Jahren ebenfalls die Preise explodierten, deutlich mehr hinlegen müsste.

Ein Quadratmeter in Manhattan ist für 35 000 bis 40 000 Dollar zu haben. In London kostet der Quadratmeter in einem vergleichbaren Apartment 60 000 Dollar. Wer dennoch länger als gewünscht auf seinen vier Wänden sitzen bleibt, sollte es wie Julio Iglesias machen. Als der Sänger drei Jahre lang keinen Käufer für sein über 1000 Quadratmeter großes Haus in Miami fand, beschloss er, es einfach abzureißen – und ein noch größeres zu bauen.

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