zum Hauptinhalt

Wirtschaft: Diesel ohne Filter werden Ladenhüter

Die Diskussion um die Feinstaubbelastung und die späte Einführung von Dieselfiltern wird einzelne Autohersteller nach Einschätzung von Branchenexperten teuer zu stehen kommen. Wirtschaftsminister Wolfgang Clement warnte unterdessen vor "Hysterie".

Hamburg/Gelsenkirchen (31.03.2005, 14:59 Uhr) - «Der Diesel ohne Partikelfilter ist fast zum Ladenhüter geworden», sagte Ferdinand Dudenhöffer, Professor für Automobilwirtschaft, am Donnerstag in Gelsenkirchen. Die Fahrzeuge seien nur mit Rabatten verkaufbar. «Damit geraten die Margen der Hersteller mit schlechtem Partikelfilterangebot unter Druck.»

Wirtschaftsminister Wolfgang Clement (SPD) warnte unterdessen vor «Hysterie» in der Debatte um Rußfilter. Der Minister wandte sich in Berlin insbesondere gegen das «unsinnige Gerede» von Fahrverboten. Das schade dem Einzelhandel und der Autoindustrie als einem der Pfeiler der deutschen Wirtschaft und der Konjunktur. Er befürwortete die steuerliche Förderung von Diesel-Rußfiltern und forderte eine schnelle Regelung seitens der dafür zuständigen Länder.

Dudenhöffer sagte, besonders betroffen seien Audi und VW, die in Deutschland einen hohen Dieselanteil hätten. Daher werde es für den Volkswagen-Konzern schwerer, seine Gewinnziele in diesem Jahr zu erreichen, sagte er. Betroffen seien aber auch ausländische Hersteller wie Ford, Renault und Toyota.

Der Deutschlandchef von Ford, Bernhard Mattes, sagte der «Financial Times Deutschland» (Donnerstagausgabe), die Feinstaub- Diskussion habe die Kunden nachhaltig verunsichert. «Die Geschäftskunden halten sich mit Bestellungen derzeit zurück. Sie fürchten um den Wiederverkaufswert der Fahrzeuge und um die Mobilität, sollte es zu Nutzungseinschränkungen und Fahrverboten kommen». Rund ein Viertel der Ford-Käufer sind der Zeitung zufolge Geschäftskunden, die vor allem Dieselmotoren bestellten.

Mattes hält eine Förderung von Dieselrußfiltern erst im kommenden Jahr für sinnvoll, wenn die Filterproduktion ausgeweitet worden sei. «Das würde im Moment gar nichts bringen, weil die Lieferbarkeit der Filter nicht gegeben ist». Auch andere Autohersteller hatten in den vergangenen Tagen auf die «Probleme mit der Verfügbarkeit» von Filtern hingewiesen.

Dudenhöffer rechnet damit, dass in den nächsten Monaten mindestens 30 000 Fahrzeug-Käufe in die Zukunft verschoben werden. Der Gesetzentwurf zur steuerlichen Förderung von Dieselfahrzeugen mit Filter, den die Bundesregierung vor der Sommerpause vorlegen will, komme zu spät. «Bis Ende Juli sind 62 Prozent der Zulassungen des Jahres gelaufen.»

Für einzelne Hersteller sei die aktuelle Diskussion aber auch eine Chance, sagte Dudenhöffer. «Dass es auch in schwierigen Situationen nicht nur Verlierer gibt, zeigt sich an Mercedes und Peugeot- Citroen.» Beide hätten durch das breite Angebot von Fahrzeugen mit Filter die Chancen, Absatz und Gewinnmargen zu verbessern. (tso)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false