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DIW-Ökonom räumt mit Mythos auf: Kluft zwischen Arm und Reich in Deutschland wächst nicht

Der Berliner Wirtschaftsforscher und Sozialökonom Gert G. Wagner, Leiter des Sozialbeirates der Bundesregierung, zertrümmert eine populäre Annahme: Der Kluft zwischen Arm und Reich in Deutschland wächst.

„Es gibt keinen Hinweis darauf, dass sich in Deutschland die Ungleichheit in den letzten Jahren immer weiter vertieft hat“, sagte Wagner dem Tagesspiegel in einem Interview. Der Professor sitzt im Vorstand des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) und leitete bis 2011 dort auch das Sozio-oekonomische Panel (SOEP). Diese Abteilung befragt seit 30 Jahren Menschen in Deutschland zu Einkommen, Arbeit, Bildung und Gesundheit. Die Langzeitstudie SOEP habe ergeben, dass die Spaltung der Gesellschaft, was die Verteilung von Einkommen und Vermögen angeht, zwar in den Jahren zwischen 1985 und 2005 zugenommen habe. „Seitdem hat sich aber nichts mehr wesentlich verändert“, sagte Wagner.

DIW-Ökonom Gert G. Wagner im Gespräch mit dem Tagesspiegel.
DIW-Ökonom Gert G. Wagner im Gespräch mit dem Tagesspiegel.

© Thilo Rückeis

In dem Gespräch warnte Wagner zugleich vor wachsender Altersarmut im Osten Deutschlands. „In Ostdeutschland gehen jetzt Leute in Rente, die faktisch 25 Jahre lang arbeitslos waren, die nach der Wende also nie eine auskömmliche Erwerbstätigkeit hatten“, sagte er. „Es gibt viele Menschen, für die die Wende eine persönliche Katastrophe war“. Der Professor leitet auch den Sozialbeirat der Bundesregierung und sitzt im Vorstand des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung in Berlin. Wagner kritisierte die Rente mit 63 und die Mütterrente, die andere Verbesserungen in der Alterssicherung erschwerten, darunter die drohende Verarmung im Osten. „Das zu lösen, wird durch die Rente ab 63 und die Mütterrente nicht einfacher.“

Ein Hinweis: In einer früheren Version dieses Textes hieß es, Wagner leite das SOEP. Das war aber nur bis 2011 der Fall. Heute ist er in seiner Rolle als Vorstand des DIW das SOEP zuständig.

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