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Wirtschaft: Drei Prozent Wachstum sind möglich

Aufschwung ist trotz Steuererhöhung robust

Berlin - Die deutsche Wirtschaft steuert in diesem Jahr auf ein Wachstum von bis zu drei Prozent zu. Angesichts des im ersten Vierteljahr um 0,5 Prozent gestiegenen Bruttoinlandsprodukts (BIP) sei dies im Bereich des Möglichen, sagte Marco Bargel, Chefvolkswirt der Postbank, am Dienstag dem Tagesspiegel. Der Aufschwung sei derart robust, dass er vermutlich noch Jahre anhalten werde.

Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes hat die Konjunktur die Anhebung der Mehrwertsteuer ab Januar besser verkraftet als von vielen Ökonomen angenommen. Sie hatten im Schnitt nur mit einem BIP-Zuwachs um 0,3 Prozent im Vergleich zum Vorquartal gerechnet. Im letzten Vierteljahr 2006 war die Wirtschaft noch um ein Prozent gewachsen. Der gute Export und die starken Investitionen der Firmen hätten den Aufschwung getragen, teilte die Behörde mit. Dagegen sei der private Konsum zurückgegangen. Für das erste Quartal zählte das Statistikamt 39 Millionen Erwerbstätige, das waren 570 000 mehr als ein Jahr zuvor.

Im vergangenen Jahr war der Aufschwung zudem stärker als bislang gedacht. Das Statistikamt korrigierte die Wachstumsrate für 2006 von 2,7 auf 2,8 Prozent nach oben. Das ist das stärkste Wachstum seit sechs Jahren.

„Die deutsche Wirtschaft befindet sich in kraftvoller Fahrt“, kommentierte Bundeswirtschaftsminister Michael Glos (CSU) die Ergebnisse. Sie stützten die Annahme der Regierung, dass die Wirtschaftsleistung in diesem Jahr um 2,3 Prozent zunehmen werde.

„Ein so deutliches Wachstum ist überraschend“, sagte Postbank-Experte Bargel. Angesichts des Abschwungs in den USA und des gestiegenen Euro-Wechselkurses habe man mit einer so starken Industrieproduktion in der Bundesrepublik nicht rechnen können. „Ich würde es nicht ausschließen, dass die Wirtschaft in diesem Jahr um drei Prozent wächst. Wenn der private Konsum stark unter Dampf kommt, ist die Chance da.“ Bislang erwartet allein das Kieler Institut für Weltwirtschaft ein dreiprozentiges Wachstum. Die meisten Volkswirte großer Banken erhöhten am Dienstag ihre Wachstumsannahmen für dieses Jahr auf 2,5 Prozent und mehr.

Ein Ende der guten Entwicklung ist Bargel zufolge derzeit nicht in Sicht. „Wir sind auf dem Höhepunkt des Aufschwungs angekommen, er wird sich in den kommenden Jahren aber nur leicht abschwächen“, sagte er. Die Erholung am Arbeitsmarkt und die Lohnsteigerungen sorgten für eine stärkere Konsumnachfrage. Angesichts des durchschnittlichen Investitionszyklus’ in der Wirtschaft und der verbesserten Standortbedingungen könne das Wachstum durchaus bis 2010 anhalten.

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