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Wirtschaft: Drogerie-Krieg in Berlin

dm-Kette will ein Drittel ihrer neuen Märkte in der Hauptstadt eröffnen

Berlin - Zur Vorstellung seiner Geschäftszahlen war der dm-Chef extra nach Berlin gereist – und wollte damit wohl auch demonstrieren, wie wichtig die Hauptstadt der zweitgrößten Drogeriekette Deutschlands ist. Von den 70 bis 80 neuen Filialen, die der Drogist im nächsten Geschäftsjahr deutschlandweit eröffnen will, sollen bis zu 30 in Berlin entstehen. Für 20 seien die Verträge schon unterzeichnet, sagte dm-Chef Götz Werner am Donnerstag bei der Vorlage der Geschäftszahlen. Die Performance der zwölf vorhandenen Filialen in der Stadt sei sehr gut. „Sie machen mehr Umsatz als der Durchschnitt unserer Märkte.“

Auch die Konkurrenten Schlecker und Rossmann sind in Berlin stark vertreten, Rossman unter anderem mit einer riesigen, 600 Quadratmeter großen Filiale im neuen Hauptbahnhof. Im Südbahnhof hat dm gerade einen neuen Markt eröffnet. Im Bahnhof Friedrichstraße, wo Rossmann bereit zwei Filialen hat, wird dm im nächsten Jahr eröffnen, kündigte Werner gestern an. Er hatte das Unternehmen 1973 gegründet.

Der Drogeriemarkt ist nicht nur in Berlin hart umkämpft. Auf Grund der höheren Margen bei Drogeriewaren haben in den vergangenen Jahren auch viele Lebensmittelhändler, vor allem die Discounter Lidl und Aldi, ihr Angebot in diesem Bereich deutlich ausgeweitet. Allein Lidl hatte im vergangenen Jahr rund 200 Drogerieartikel ins Sortiment genommen, berichtet die Unternehmensberatung KPMG in einer Studie.

Dm, die Nummer zwei in Deutschland nach Schlecker und vor Rossmann, hat sich im abgelaufenen Geschäftsjahr nach eigenen Angaben gut behauptet und will nun die Expansion im In- und Ausland beschleunigen. Der Umsatz 2005/05 in Deutschland um 11,5 Prozent auf rund 2,7 Milliarden Euro. Insgesamt 869 Märkte unterhält das Unternehmen mittlerweile in Deutschland, 70 waren allein im vergangenen Jahr hinzugekommen. Wachstum sei im Inland aber nur noch über Verdrängungswettbewerb möglich, sagte Geschäftsführer Werner – und der gehe im Fall von dm zu Lasten von Marktführer Schlecker. „Schlecker verliert.“

Der Abstand ist allerdings noch beachtlich. Schlecker unterhält nach eigenen Angaben rund 70 Prozent aller Drogeriefilialen in Deutschland, europaweit erwirtschaftete das Unternehmen im vergangenen Jahr einen Umsatz von rund 6,6 Milliarden Euro. Bei dm waren es 3,7 Milliarden Euro Umsatz in Europa.

Wie dm mit den neuen Ladenschlusszeiten umgehen wird, ist nach Angaben von Werner noch nicht ganz klar. „Die Teams vor Ort werden das flexibel entscheiden.“ Beim Thema Preiserhöhungen hielt sich der dm-Chef bedeckt. „Bei den gefühlten Preiserhöhungen muss man sicher sein, dass man der letzte ist.“ Dass alle Drogisten spätestens mit der Anhebung des Mehrwertsteuersatzes um drei Prozent am ersten Januar die Preise anheben müssten, sei aber klar.

Der Verband Deutscher Drogisten soll seinen Mitgliedern bereits zu Beginn des Jahres empfohlen haben, die Preise vor dem Jahreswechsel anzuheben.

Konkurrent Rossmann redet offen darüber, dass die Preise steigen werden. „Im Oktober und November wird es Preiserhöhungen geben“, sagte Unternehmenssprecher Stephan-Thomas Klose dem Tagesspiegel. Waren des täglichen Bedarfs wie Windeln, Waschmittel oder Toilettenpapier würden sich preislich nicht verändern. Aber Produkte, die nicht im Zentrum des Verbraucherinteresses stehen, dazu zählt die Branche zum Beispiel Parfum, sollen schon vor dem Jahreswechsel teurer werden. Ihre Preise würden zum Teil noch stärker erhöht als die drei Prozent, um die die Mehrwertsteuer angehoben wird, sagte Klose. Die Mischkalkulation mache dies erforderlich.

Maren Peters

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