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Untreue: Durchsuchungen bei Ratiopharm

Die Staatsanwaltschaft Ulm hat knapp 400 Wohnungen früherer und aktiver Mitarbeiter von Ratiopharm durchsucht. Diese sollen mit Geschenken Ärzte zu verstärkter Verschreibung von Ratiopharm-Produkten animiert haben.

Ulm - Die Mitarbeiter seien vornehmlich im Außendienst tätig gewesen und stehen nach Angaben der Ermittlungsbehörde im Verdacht, Ärzte durch Geld- und Sachleistungen zur Verschreibung von Ratiopharm-Produkten angehalten zu haben. Dies wäre Anstiftung oder Beihilfe zur Untreue. Die Mitarbeiter könnten sich auch "zum Nachteil der Krankenkassen strafbar gemacht" haben.

Die Staatsanwaltschaft teilte weiter mit, es gehe darum, Aufzeichnungen sicherzustellen, aus denen sich Hinweise für eine "unwirtschaftliche und demzufolge missbräuchliche Verschreibung von Arzneimitteln ergeben". Die Ermittler hatten bereits Anfang November die Firmenzentrale in Ulm durchsucht.

Größere Mengen an Beweismitteln

Die Staatsanwälte rechnen nach eigenen Angaben auf Grund der Vielzahl der durchsuchten Wohnungen damit, größere Mengen an Beweismitteln sicherzustellen. Die Staatsanwaltschaft Ulm ermittelt bereits seit April erneut gegen den Generikahersteller, nachdem die Generalstaatsanwaltschaft Stuttgart, die zuvor erfolgte Einstellung der Ermittlungen gegen Ratiopharm wieder aufgehoben hatte. In früheren Medienberichten hatte es geheißen, ein Schaden für die Krankenkassen könnte dadurch entstanden sein, dass es innerhalb der Generikasparte preiswertere Anbieter als Ratiopharm geben könnte.

Philipp Daniel Merckle, der seit Herbst 2005 ratiopharm persönlich leitet, ist nach eigenen Worten "nach wie vor an einer schnellen Aufklärung der Vorwürfe interessiert". Daher werde Ratiopharm die Staatsanwaltschaft bei ihren Untersuchungen, wie auch schon bisher, uneingeschränkt unterstützen.

Ratiopharm bezweifelt strafrechtliche Relevanz

Noch immer ist nach den Angaben von Ratiopharm nicht geklärt, ob überhaupt die Vorwürfe, zu denen jetzt ermittelt werde, strafrechtlich relevant seien. Die Staatsanwaltschaft Ulm hatte bereits im Jahr 2005 Ermittlungen aufgenommen und diese im Dezember des selben Jahres mangels eines Verstoßes gegen strafrechtliche Vorschriften eingestellt.

"Ratiopharm ist unverändert davon überzeugt, bei seinen Marketingaktivitäten nicht gegen das Strafrecht verstoßen zu haben", heißt es in einer Erklärung des Unternehmens. Ungeachtet dessen habe Ratiopharm mit der Übernahme der Geschäftsführung durch Philipp Daniel Merckle vor dem Hintergrund der anhaltenden Diskussionen um ethische Maßstäbe in der Geschäftspolitik innerhalb der Pharmabranche "signifikante Änderungen in Management und Geschäftspolitik vollzogen". (tso/dpa)

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