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Wirtschaft: Ein brennendes Taxi in China und die große Politik

Drei Menschen sind bei dem Unfall eines Elektroautos umgekommen. Jetzt gerät ein Vorzeigeprojekt des Riesenreichs in Misskredit.

Drei Menschen sind gestorben bei einem Unfall am vorvergangenen Wochenende auf einer Schnellstraße im südchinesischen Shenzhen, als ein Sportwagen mit Tempo 180 in zwei Taxis raste. Die chinesische Öffentlichkeit interessierte sich zuletzt vor allem dafür, ob die Polizei den richtigen Unfallfahrer gefunden hat. Dieser hatte sich erst sieben Stunden später selbst gestellt, wies kaum Unfallspuren auf und ist ein Angestellter des Sportwagenbesitzers. Der chinesische Automobilhersteller BYD dürfte froh sein, dass sich die Diskussion zuletzt auf diese kriminalistische Frage konzentrierte. Denn der Unfall könnte die gesamte Elektromobilitätsbranche in China in Misskredit bringen.

Die drei Menschen waren in einem Elektrotaxi des Modells „e6“ der chinesischen Automobilfirma BYD, die mit dem deutschen Daimler-Konzern kooperiert, ums Leben gekommen. Das Auto war nach dem Unfall in Flammen aufgegangen und ausgebrannt. Im zweiten Taxi, das kein Elektrofahrzeug war, sowie in dem Sportwagen wurde niemand verletzt. Sofort stellten chinesische Medien die Frage nach der Sicherheit in Elektroautos, an den Börsen sank der BYD-Kurs. Laut „South China Morning Post“ wurden die chinesischen Medien in der Provinz Guangdong daraufhin angewiesen, nicht mehr darüber zu berichten, dass ein Elektroauto an dem Unfall beteiligt war.

Denn die Elektromobilität ist ein Vorzeigeprojekt der chinesischen Regierung, bis 2011 sollten eine halbe Millionen Elektroautos in China produziert worden sein. Doch gegenwärtig hinkt das Projekt weit hinter diesen Zahlen hinterher, die Autos sind teuer, und es gibt nur wenige Ladestationen. Lediglich die Stadt Shenzhen an der Grenze zu Hongkong ist mit 300 E-Taxis und demnächst 2000 E-Bussen ein Vorreiter. Was allerdings daran liegt, dass BYD dort angesiedelt ist und gute politische Kontakte pflegt.

Möglicherweise hat China das Projekt Elektromobilität zu schnell angegangen. Ein ungenannter Experte sagte der chinesischen Webseite „Caixing.com“, dass die Sicherheitstests nicht mit dem technischen Fortschritt mitgehalten hätten. Lediglich in den Städten Peking, Chongqing und Sanya gebe es vorschriftsmäßige Sicherheitstests für Elektroautos. Der Chef des staatlichen Testzentrums für Elektrobatterien sagte in einem Interview mit „Economic Information Daily“, dass es viele Beispiel gebe, in denen Elektroautos in Flammen aufgegangen seien.

Doch die Ursache für den Brand in dem verunglückten E-Taxi in Shenzhen ist noch unklar. Vergangene Woche verteidigte BYD sich: Die besondere Schwere des Unfalls, so hieß es in einer Erklärung, „hätte bei jedem Fahrzeug zu großer Gefahr für Passagiere und Fahrer geführt“. Das E-Taxi sei nach dem Unfall über drei Fahrspuren gegen einen Baum geschleudert worden. „Auch Benzinfahrzeuge können brennen“, sagt BYD. Die im „e6“ verwendeten Batterien hätten in Tests Deformationen von über 50 Prozent überstanden, ohne in Flammen aufzugehen.

BYD baut gemeinsam mit Mercedes in Shenzhen die Elektroautomarke „Denza“ auf, die 2013 mit einem ersten Fahrzeug auf den chinesischen Markt kommen will. Der Konzern ist laut der Erklärung davon überzeugt, dass der Unfall die Entwicklung der E-Mobilität „nicht negativ“ beeinflussen werde. Die Börse ließ sich davon überzeugen, die Aktien stiegen wieder.

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