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Wirtschaft: Ein Machtmensch rückt an die Spitze von BMW

Automanager Helmut Panke macht dieser Tage einen entspannten Eindruck. Das ist verständlich, denn am Donnerstag wird er Vorstandschef der Bayerische Motoren Werke (BMW) AG und übernimmt damit eine Aufgabe, die mittlerweile wieder als Traumjob in der heimischen Industrie gelten darf.

Automanager Helmut Panke macht dieser Tage einen entspannten Eindruck. Das ist verständlich, denn am Donnerstag wird er Vorstandschef der Bayerische Motoren Werke (BMW) AG und übernimmt damit eine Aufgabe, die mittlerweile wieder als Traumjob in der heimischen Industrie gelten darf. Das Debakel mit der britischen Ex-Tochter Rover, das nach Pankes Berechnungen gut vier Milliarden Euro gekostet hat, ist verdaut. Anders als viele Konkurrenten eilen die Münchner trotz flauer Kfz-Konjunktur wieder von Rekord zu Rekord. Das ist auch ein Verdienst des 55-jährigen Panke. Denn seit drei Jahren agiert er als rechte Hand des scheidenden BMW-Chefs Joachim Milberg, der mit der morgigen Hauptversammlung aus gesundheitlichen Gründen sein Amt abgibt.

Es war wohl der Druck der Rover-Krise, der die beiden Männer eng zusammengeschweißt hat. Als noch amtierender BMW-Finanzchef war Panke gegenüber seinem Chef in Wort und Tat dabei stets loyal. Seine Ex-Kollegen Henrich Heitmann, Wolfgang Ziebart und Carl-Peter Forster, mittlerweile Opel-Chef, hatten im Jahr 2000 zum Höhepunkt der Rover-Krise in Interviews weniger eindeutig agiert. Sie wurden entlassen. Panke wusste dagegen, wie man sich bei BMW im zweiten Glied benimmt und beerbt nun Milberg.

Der gebürtige Preusse und Wahlmünchner Panke ist aber alles andere als ein "Softie". Auch das wurde während des Rover-Fiaskos klar. Damals war der hochgewachsene Manager mit dem weißen Haar oft mehr als Milberg öffentlich der Turm in der Schlacht und nicht so locker und freundlich wie heute. Damals konnte man ihn als Machtmenschen kennenlernen, der etwa gegenüber britischen Journalisten klarere Worte fand, als der "Professor" titulierte Milberg. Diese Erfahrung zeigt, dass der neue BMW-Konzernlenker in harten Zeiten nicht weich wird. Gelegenheit, das nochmals unter Beweis zu stellen, wird er aller Voraussicht nach nicht haben. Denn seine Amtszeit ist nach den BMW-internen Regeln auf rund viereinhalb Jahre begrenzt. 2006 wird der promovierte Physiker 60 Jahre alt und erreicht damit die für BMW-Vorstände geltende Altersgrenze. Zumindest bis dahin scheinen für BMW keine ernsthaften Gefahren in Sicht. Die Münchner haben sich nach dem Abschluss des Kapitels Rover einer Premiumstrategie verschrieben, mit der sie ausgezeichnet fahren. Nach Porsche ist BMW der profitabelste Autobauer der Welt und in Deutschland mit im Vorjahr 4000 neu geschaffenen Stellen die Jobmaschine Nummer eins. Daran dürfte sich auf längere Sicht wenig ändern.

Mit dem neuen Mini und dem kommenden 1er BMW rundet der blau-weiße Konzern seine erfolgfreiche Modellpalette nach unten ab, mit der 2003 endgültig in den Konzern kommenden, absoluten Topmarke Rolls-Royce nach oben. In Leipzig entsteht ein neues BMW-Werk für 5500 Mitarbeiter. Auch intern drohen Panke keine Probleme. Seiner Berufung an die Spitze des Konzerns habe nicht nur der Aufsichtsrat, sondern auch der Vorstand geschlossen zugestimmt, hieß es vergangenen Dezember, als der Stabwechsel verkündet wurde. Seit dem Zwist des ehemaligen BMW-Chefs Bernd Pischetsrieder und seines Gegenspielers Wolfgang Reitzle, die dann beide den Hut nehmen mussten, ist Friede im BMW-Vorstand keine Selbstverständlichkeit. Nun herrscht dort Teamgeist, der von Milberg gestiftet und von Panke fortgeführt werden soll. Überhaupt ist Kontinuität angesagt.

"Die Richtung bleibt die gleiche," hat der neue Chef betont, der seit 20 Jahren in BMW-Diensten steht und dabei vom Controlling über die Konzernplanung und die Verantwortlichkeit für das US-Werk Spartanburg bis zu den Vorstandsressorts Personal und Finanzen den gesamten Konzern kennengelernt hat. Das gelte sowohl für die Art als auch für die Sache. "Der einzige Unterschied ist, dass Herr Milberg einen grauen Anzug trägt und ich einen blauen," hat Panke vor kurzem gesagt. Mehr als das Lenkrad festhalten und Milbergs Stil fortschreiben, muss der disziplinierte Manager aber schon. "Wir brauchen ein viertes Standbein nach Deutschland, Westeuropa und den USA in Asien," stellte der als entscheidungsfreudig geschätzte neue Konzernlenker klar und kündigte an, dass BMW demnächst in China fertigen werde. Vielleicht birgt die Ära Panke doch noch einige Überraschungen.

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