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Standortfrage. Griechenland eignet sich nicht nur wegen seiner geographischen Lage gut für den Aufbau großer Solarkraftwerke. Stromerzeuger erhalten dort eine noch höhere Einspeisevergütung als in Deutschland. Offen ist aber, wie lange noch. Foto: AFP

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Wirtschaft: Ein Platz an der griechischen Sonne

Deutsche Unternehmen bewerben sich um den Bau des weltgrößten Solarkraftwerks

Noch gleicht die Gegend südöstlich der griechischen Kleinstadt Ptolemaida einer Mondlandschaft. Tief haben sich riesige Bagger ins Erdreich gegraben und Braunkohle zutage gefördert, die im Kraftwerk der nahegelegenen Kreisstadt Kozani verfeuert wird. Wo die Bodenschätze abgebaut sind, bleiben tiefe, schwarze Narben in der Landschaft zurück. Aber ausgerechnet hier, in dieser unwirtlichen Umgebung, liegt angeblich eine Zukunftschance für das von Schuldenkrise und Rezession gebeutelte Griechenland.

In dem aufgegebenen Tagebau soll auf einer Fläche von 530 Hektar das größte Fotovoltaik-Kraftwerk der Welt entstehen. Bauherr ist das Unternehmen DEI Renewables, eine Tochtergesellschaft des staatlichen griechischen Stromversorgers DEI, die sich mit der Nutzung erneuerbarer Energien beschäftigt. Um das auf rund 600 Millionen Euro geschätzte Projekt zu verwirklichen, sucht das griechische Staatsunternehmen einen strategischen Partner aus der Privatwirtschaft. 21 Firmenkonsortien hatten sich ursprünglich um das Vorhaben beworben. Davon kommen jetzt 15 in die Endausscheidung. Unter ihnen sind Unternehmen aus den USA, China, Japan und mehreren europäischen Staaten.

Auch deutsche Firmen hoffen auf den Zuschlag: so bewirbt sich die Centrotherm Photovoltaics AG aus dem bayerischen Blaubeuren gemeinsam mit der chinesischen Dongfang Electric und dem griechischen Unternehmen DTS Hellas um den Auftrag. Auch die Würth Solar GmbH aus Schwäbisch-Hall setzt auf einen griechischen Partner: die Schwaben treten gemeinsam mit dem griechischen Baukonzern J&P Avax sowie dem italienischen Sonnenenergiespezialisten Sorgenia Solar an. Der Anlagenbauer Schneider Electric aus dem rheinischen Ratingen tat sich mit dem deutschen Solarkonzern Q-Cells und der norwegischen REC zusammen. In die engere Wahl kam jetzt auch die Siemens AG – eine Bewerbung, die allerdings von der Kontroverse um die Schmiergeldpraktiken des Konzerns in Griechenland überschattet wird, die demnächst ein Parlamentsausschuss untersuchen soll.

Die 15 verbliebenen Konsortien sollen jetzt detaillierte Angebote für das Projekt vorlegen, das neben dem Kraftwerk auch den Bau einer Fabrik für die Herstellung von Solarpanels umfassen soll. Mit einer installierten Leistung von 200 Megawatt wird die geplante Anlage doppelt so leistungsstark sein wie das bisher größte Fotovoltaik-Kraftwerk der Welt. Das steht in der kanadischen Provinz Ottawa auf 380 Hektar mit 97 Megawatt Leistung. Bei der Fotovoltaik-Technik wird Sonnenlicht direkt in elektrische Energie umgewandelt. Die in Nordgriechenland geplante Anlage soll pro Jahr 260 000 Megawattstunden Strom liefern, was für die Versorgung von rund 55 000 Haushalten reicht. Das Kraftwerk werde Griechenlands Kohlendioxidemissionen um 300 000 Tonnen pro Jahr reduzieren, sagt Arthouros Zervos, der Chef des staatlichen Stromversorgers DEI.

Bisher produziert das Unternehmen etwa ein Drittel seines Stroms mit Braunkohle. Erneuerbare Energien tragen in Griechenland erst zwölf Prozent zur Stromerzeugung bei. Bis 2020 sollen es aber bereits 40 Prozent sein. In Deutschland sind es heute schon fast 18 Prozent.

Die Griechen setzten vor allem auf Sonnenenergie. Aktuell sind Fotovoltaikkraftwerke mit einer installierten Leistung von 85 Megawatt am Netz. Bis 2020 sollen es 2200 Megawatt sein. Attraktiv sind in Griechenland nicht nur die vielen Sonnenstunden, sondern auch die hohen Einspeisevergütungssätze: je nach Größe der Anlage und Standort bekommt ein Betreiber 35 bis 39 Cent pro Kilowattstunde. In Deutschland liegt die Vergütung nur bei 21 bis 28 Cent.

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