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Wirtschaft: Electrolux will AEG-Werk schließen

1750 Arbeitsplätze in Nürnberg gefährdet/Waschmaschinen und Geschirrspüler nicht wettbewerbsfähig

Berlin/Nürnberg - Der schwedische Electrolux-Konzern droht mit der Schließung des Nürnberger AEG-Hausgerätewerks mit 1750 Beschäftigten. Der Aufsichtsrat habe das Management am Dienstag mit einer entsprechenden Untersuchung beauftragt, teilte das Unternehmen mit. Die Belegschaft wurde von den Plänen überrascht. „Dass es das Stammwerk trifft, damit haben die wenigsten gerechnet“, sagte der Vorsitzende des Gesamtbetriebsrats, Rainer Kretzschmer. Er warf Electrolux vor, nur die Gewinne steigern zu wollen. Im Nürnberger Werk werden Waschmaschinen und Geschirrspüler hergestellt, die im Vergleich zu Billigprodukten nicht mehr wettbewerbsfähig sind.

Bereits im Februar hatte der weltgrößte Hausgerätehersteller Electrolux, der die AEG Hausgeräte AG 1994 übernahm, angekündigt, dass rund die Hälfte der 27 Werke in Hochlohnländern gefährdet seien. Auch die deutschen Standorte in Nürnberg und Rothenburg ob der Tauber, wo Herde und Kochfelder produziert werden, zählen dazu. Getroffen hat es nun Nürnberg, wo 2004 gut 1,6 Millionen Geräte gefertigt wurden, die zur Hälfte auf dem deutschen Markt verkauft wurden. Electrolux beschäftigt in Deutschland 4200 Mitarbeiter. Vor zwei Jahren hatten die Schweden die Kühlschrankfertigung von Kassel nach Ungarn verlegt.

Preisdruck und Managementfehler machen auch anderen Hausgeräteherstellern schwer zu schaffen. So kündigte die Bosch Siemens Hausgeräte GmbH (BSH) unlängst an, die Waschmaschinenproduktion am Traditionsstandort Berlin schließen zu wollen. Betroffen sind knapp 700 Mitarbeiter. Schon im vergangenen Jahr strich BSH in Deutschland 400 Stellen. Auch bei Miele, der Nummer drei im deutschen Hausgerätemarkt, soll bis 2007 jede zehnte der insgesamt 11000 Stellen in Deutschland wegfallen.

„Wir müssen feststellen, dass der Verbraucher nicht bereit ist, höhere Preise für den Umstand zu bezahlen, dass ein Produkt in einem bestimmten Land hergestellt wurde“, begründete Electrolux-Manager Johan Bygge in einer Mitteilung die Schließungspläne in Nürnberg. So sei der Durchschnittspreis für Waschmaschinen in den vergangenen beiden Jahren um 15 Prozent gefallen, bei einzelnen Modellen um mehr als 30 Prozent. Dieser Trend halte an. Verschärft wird der Wettbewerbsdruck von Anbietern wie der türkischen Beko, Samsung oder dem koreanischen Unternehmen LG. Sie drängen mit Billigfabrikaten in den Handel.

Nach Ansicht des Gesamtbetriebsratschefs rechtfertigt die wirtschaftliche Situation des Nürnberger Werkes aber keine Schließung. Ziel von Electrolux sei vielmehr eine Gewinnsteigerung. Das Werk schreibe schwarze Zahlen. „Es ist überall das gleiche Spiel“, sagte Rainer Kretzschmer. Die Androhung, das Werk zu schließen, sei dennoch ernst zu nehmen: „Wenn so etwas einmal auf dem Tisch liegt, ist es nur noch sehr schwer zu verhindern.“ Ein Electrolux-Sprecher wies die Darstellung zurück: „Im Export gibt es noch profitable Bereiche, aber für den deutschen Markt wird mit Verlust produziert“, sagte Michael Eichel dem Tagesspiegel. Deutschland sei für Electrolux ein Schlüsselmarkt, auf dem man konkurrenzfähig bleiben müsse. Ob die Produktion von Waschmaschinen und Geschirrspülern ins Ausland – etwa nach Polen oder Russland – verlagert werde, müsse geprüft werden. An diesem Freitag kommt erstmals der Wirtschaftsausschuss des Unternehmens zusammen, um über alle Optionen zu beraten. mit dpa

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