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Wirtschaft: Electronic Communication Networks bringen die Traditionsbörsen unter Zugzwang (Kommentar)

Die Börse ist ein perfekter Markt: transparent, schnell, kostengünstig. Nirgendwo sonst fließen Informationen so ungebremst, kommen Angebot und Nachfrage so reibungslos ins Gleichgewicht, stehen sich die Akteure so ungehindert gegenüber.

Die Börse ist ein perfekter Markt: transparent, schnell, kostengünstig. Nirgendwo sonst fließen Informationen so ungebremst, kommen Angebot und Nachfrage so reibungslos ins Gleichgewicht, stehen sich die Akteure so ungehindert gegenüber. Und dennoch: Die Handelsplätze der Gegenwart sind eigentlich schon Vergangenheit. Es geht noch transparenter, schneller, preiswerter. In den so genannten Electronic Communication Networks (ECN), den auf Computernetzwerken basierenden Handelssystemen. Anleger und Investoren suchen dieses virtuelle Parkett auf, weil es bislang die einzige länderübergreifende Handelsplattform für Aktien ist, die keine zusätzlichen Kosten verursacht. Wer beim Aktienkauf den Umweg über die Präsenzbörsen oder gar seine Hausbank macht, zahlt drauf. Renditejäger nehmen da lieber gleich den direkten Weg.

In den USA gibt es schon eine ganze Reihe ECNs. Die europäischen Börsen müssen sich noch auf ein einheitliches Handelssystem einigen. Allianzen, die diesen Prozess beschleunigen könnten, lassen auf sich warten, weil nationale Interessen blockieren. Mit ihrem Vorhaben, eine neue Europa-Börse zu gründen, bringen deutsche Banken und US-Institute jetzt die Traditionsbörsen unter Zugzwang. Sie wollen wahr machen, was den Anlegern in Euroland versprochen worden ist: Die gemeinsame Währung wird auch den einheitlichen, effizienteren Kapitalmarkt bringen. Der Finanzplatz Deutschland könnte so schneller in Bewegung geraten, als manchem Börsenlobbyisten lieb ist.

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