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Im E-Golf zum Termin. Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer nahm den Bericht zur Elektromobilität am Dienstag entgegen. Foto: dpa

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Elektroautos: Beschleunigung gefragt

Die Nationale Plattform Elektromobilität legt ihren Zwischenbericht vor: Vier Milliarden Euro fehlen demnach zur Entwicklung marktfähiger Elektrofahrzeuge.

Berlin - Für die Entwicklung marktfähiger Elektrofahrzeuge benötigen Industrie und Wissenschaft bis 2013 zusätzlich rund vier Milliarden Euro. Angesichts des Vorsprungs anderer Länder, insbesondere in Asien, müssten die Forschungs- und Entwickungsanstrengungen in Deutschland intensiviert werden, heißt es in dem am Dienstag der Bundesregierung übergebenen Zwischenbericht der Nationalen Plattform Elektromobilität (NPE). Deutschland müsse zum Erreichen des Ziels von einer Million Elektroautos auf deutschen Straßen bis 2020 „schnell, geschlossen und zielgerichtet handeln“. Die Wettbewerbsposition der Deutschen ist nach Ansicht der mehr als 100 Experten, die in sieben Arbeitsgruppen der NPE arbeiten, nicht schlecht. „Die deutsche Industrie ist in der Lage, den Markt aktiv zu gestalten“, sagte Henning Kagermann, Vorsitzender des Lenkungskreises. Voraussetzung dafür seien aber faire internationale Rahmenbedingungen, etwa bei Normen und Standards, und ein „gemeinsamer Kraftakt“ aller Beteiligten, um den definierten Finanzierungsbedarf zu decken.

Ob sich die Bundesregierung künftig stärker in der Förderung der Elektromobilität finanziell engagiert – etwa durch Kaufanreize –, bleibt zunächst offen. Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP), der den Bericht zusammen mit Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) in Berlin entgegennahm, warnte erneut vor einem Subventionswettlauf. Der Bund habe für den Zeitraum von drei Jahren 500 Millionen Euro für die Forschung und Entwicklung der Elektromobilität zur Verfügung gestellt und sorge für die nötigen Rahmenbedingungen. „Alles andere können die Unternehmen viel besser als wir“, sagte Brüderle.

Ramsauer verwies auf die Beratungen zum Bundeshaushalt 2012 Anfang kommenden Jahres. Dann werde man mit der Industrie über die Lastenverteilung sprechen. Im Bericht ist lediglich von einer „intelligenten Kombination geeigneter Instrumente“ die Rede und dem „Selbstverständnis, den Aufbau der Elektromobilität so weit wie möglich dem Markt zu überlassen und nur so weit wie nötig regulativ zu gestalten“.

Die Industrie verweist darauf, dass die Hersteller milliardenschwer in Vorleistung gehen. „In den kommenden vier Jahren werden Hersteller und Zulieferer zehn bis zwölf Milliarden Euro in alternative Antriebe investieren“, sagte der Präsident des Verbandes der Automobilindustrie (VDA), Matthias Wissmann. Das seien rund 40 Prozent der gesamten Investitionen in die Forschung und Entwicklung für Antriebe, obwohl der Umsatzanteil von Elektro- und Hybridautos nur zwischen fünf und acht Prozent liege.

„Die Elektrifizierung des Automobils ist die wichtigste Herausforderung unserer Industrie“, bestätigte Opel-Entwicklungschefin Rita Frost. Opel unterstütze die Arbeit der NPE. „Allerdings glauben wir, dass diese Initiative hier in Deutschland noch schneller werden und weitaus konkretere Vorschläge entwickeln muss“, teilte Frost mit. In vielen anderen Ländern seien bereits Rahmenbedingungen für Forschung und Entwicklung, aber auch für einen Marktanlauf elektrischer Fahrzeuge, geschaffen worden. Deutschland müsse aufholen.

Relativ wenig Nachholbedarf besteht offenbar bei der Anpassung der Berufsbilder. „Wir brauchen keine neuen, die bestehenden sind flexibel genug“, sagte Henning Kagermann. Den Qualifikationen der Beschäftigten komme gleichwohl eine Schlüsselrolle beim Systemwechsel zu, betonte IG-Metall-Chef Berthold Huber in einer Mitteilung. „Unternehmen und Politik müssen frühzeitig in neue Qualifikationen der Beschäftigten investieren, um im Systemwechsel in der Antriebstechnologie international bestehen zu können“, forderte Huber.

Wo Elektroautos schlussendlich verkauft würden, sei für das Weltklima unerheblich, unterstrich der Maschinenbauverband VDMA. „Aber für Deutschland existenziell ist, dass eine innovative und nachhaltige Mobilität weiter hier am Standort erforscht, entwickelt und produziert wird“, teilte Hartmut Rauen, Mitglied der VDMA-Hauptgeschäftsführung mit. „Exzellenz in der Produktionstechnik wird entscheiden, wer beim globalen Wettrennen als Erster ins Ziel kommt.“

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