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Forschungsfahrzeug. Autos wie den Elektro-Smart kann man noch nicht kaufen. Um wettbewerbsfähig zu werden, braucht die Industrie Zeit und Geld.

© dpa

Elektromobilität: Unter Strom

Industrie und Wissenschaft erforschen und entwickeln in zahlreichen Projekten die Elektromobilität – eine gemeinsame Strategie fehlt.

Berlin/Düsseldorf - Die deutsche Autoindustrie dringt vor dem Gipfel im Kanzleramt zum Thema Elektromobilität auf eine gemeinsame Strategie und eine bessere politische Koordinierung. „Trotz allen Wettbewerbs und der Sicherung der jeweiligen Markenidentitäten müssen wir zu einem gemeinsamen Vorgehen kommen“, sagte Daimler-Forschungs- und Entwicklungsvorstand Thomas Weber dem „Handelsblatt“. „Wir brauchen auf jeden Fall gemeinsame Standards, einheitliche Rahmenbedingungen bei der Forschung und später eine Anschubfinanzierung, damit die entsprechenden Elektrofahrzeuge auch schnell genug in den Markt kommen.“ Sonst habe die deutsche Industrie beim Thema Batterie und Elektrofahrzeug keine Chance.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat für den 3. Mai zu einem Autogipfel nach Berlin eingeladen, bei dem Unternehmen, Verbände, Wissenschaftler und Politiker eine gemeinsame Nationale Plattform Elektromobilität starten wollen. Der Bundesrechnungshof hatte unlängst die Ineffizienz der verschiedenen Fördermaßnahmen gerügt. „Die vielen Projekte zur Elektromobilität führen in der Summe zu Doppel- und Dreifacharbeit“, kritisierte Ferdinand Dudenhöffer vom Lehrstuhl für Automobilwirtschaft der Universität Duisburg-Essen. Die als Netzwerk gedachte Plattform für Elektromobilität dürfe keine neue Bürokratie schaffen, warnte er. „Es hängt viel vom 3. Mai ab, ob wir gegen die großen internationalen Batteriehersteller eine Chance haben“, betonte Thomas Weber. Wichtig sei, dass sich alle Know-how-Träger und die Politik einigten. Es gehe um wichtige Details für das 2011 auslaufende 500-Millionen-Euro-Förderprogramm des Bundes. Es müsse jetzt zum Beispiel festgelegt werden, wer die Partner seien und wo die Batterien gebaut würden.

Auch BMW-Chef Norbert Reithofer forderte am Donnerstag von der Regierung eine „Roadmap für Elektromobilität“. Angesichts der staatlichen Initiativen in den USA, Großbritannien und Frankreich sei die deutsche Regierung gefordert, die Rahmenbedingungen für E-Mobilität festzulegen, sagte Reithofer auf einem Kongress in Stuttgart.

Unterdessen wird in der Branche über die Besetzung des Führungsgremiums für die Nationale Plattform Elektromobilität spekuliert. Berichten zufolge ist der ehemalige BMW-Chef Joachim Milberg für den Posten an der Spitze des Gremiums im Gespräch. Bis 2009 war Milberg Präsident der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften (Acatech). „Wenn jemand gesucht wird, der das Thema Elektromobilität beherrscht, dann ist Milberg der Richtige“, sagte Ferdinand Dudenhöffer. Der Manager kenne sowohl die Forschungslandschaft als auch die Autoindustrie und könne „beide Welten“ zusammenbringen. „Es muss jetzt jemand die Richtung vorgeben“, sagte Dudenhöffer.

Die Bundesregierung hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2020 eine Million Elektroautos auf deutsche Straßen zu bekommen. Mit dem zweiten Konjunkturpaket hatte die Regierung rund 500 Millionen Euro für die Entwicklung von Elektrofahrzeugen zur Verfügung gestellt. Sie will sich bislang darauf beschränken, Forschung und Entwicklung zu fördern. Bis zum Ende der Legislaturperiode sollen dem Vernehmen nach insgesamt 2,5 Milliarden Euro aufgewendet werden. mit HB

Mehr zum Elektroauto lesen Sie in der Ausgabe vom kommenden Sonntag im Wirtschaftsteil.

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