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Wie ein Detektiv sucht Erhard Bülow nach Stromfressern.

© Georg Moritz

Energiekosten: Wie man im Haushalt Strom und Geld spart

Einsatz in vier Wänden: In jedem Haushalt wird Strom verschwendet. Berater wie Erhard Bülow wissen, wo. Ein Protokoll.

Eigentlich sind wir eine aufgeklärte Familie. Wir wissen, dass man den Kühlschrank nicht neben den Herd stellen darf. Wir haben Steckdosenleisten, mit denen wir Geräte sicher vom Stromnetz trennen können. Auch die meisten der alten Glühlampen haben wir – wenngleich zähneknirschend – schon vor langer Zeit gegen moderne Energiesparleuchten ausgetauscht. Dennoch ist jede neue Stromrechnung ein Schock. 87 Euro zahlen wir jetzt – pro Monat. 964 Euro im Jahr. Und ab dem 1. Januar werden es noch mehr, wenn die erhöhte Umlage für die erneuerbaren Energien und die steigenden Netzentgelte die Kosten weiter in die Höhe treiben.

Klarer Fall: So kann es nicht weitergehen. Wir haben einen Zwei-Stufen-Plan: Wir werden unseren teuren Stromanbieter verlassen und zu einem günstigeren Lieferanten wechseln, allein damit sparen wir 250 bis 300 Euro im Jahr. Das ist Stufe zwei. Stufe eins geht noch schneller: Wir wollen wissen, ob in unserer Wohnung vielleicht doch noch Stromfresser herumlungern und diese eliminieren. Doch dafür brauchen wir einen Experten wie Erhard Bülow.

Messgeräte kann man kostenlos leihen

Zum Glück passt wenigstens der Topf auf die Herdplatte. So wird keine Wärme verschwendet.
Zum Glück passt wenigstens der Topf auf die Herdplatte. So wird keine Wärme verschwendet.

© Georg Moritz

Pünktlich um zehn steht der 60-Jährige vor der Tür. In der Hand hat er sein wichtigstes Arbeitsmittel, ein Strommessgerät. „Das können Sie für zehn Euro im Handel kaufen“, sagt der Energieberater. Oder – Achtung erster Spartipp – kostenlos bei der Verbraucherzentrale Berlin ausleihen. Für die arbeitet der Ingenieur auf Honorarbasis. An drei Tagen in der Woche prüft er in der Geschäftsstelle am Bahnhof Zoo Heizkostenabrechnungen, Stromrechnungen und sagt Verbrauchern, wie sie ihre Immobilien energiesparend (um)bauen können. Bei Bedarf macht Bülow, der zu DDR-Zeiten die Energieversorgung des Klinikums Buch gemanagt hatte, aber auch Hausbesuche. Verschiedene Modelle stehen zur Auswahl, vom standardisierten Basis-Check für zehn Euro bis zum individuellen Fallmanagement für 45 Euro. Wir entscheiden uns für Letzteres.

Die Waschmaschine zieht Strom, obwohl sie ausgeschaltet ist.
Die Waschmaschine zieht Strom, obwohl sie ausgeschaltet ist.

© Georg Moritz

Und müssen gleich bei der ersten Station erfahren, dass man manchmal Geld ausgeben muss, um welches zu sparen. Unsere gute alte Kühl-Gefrier-Kombi soll raus, empfiehlt der Experte. Denn verglichen mit unserem 13 Jahre alten Gerät verbraucht ein moderner Kühlschrank noch nicht einmal ein Drittel. Und es kommt noch dicker, denn beim Neukauf rät Bülow zur teuersten Variante, der Effizienzklasse A+++. Denn bei A+++ kostet der Strom für ein 360-Liter-Kühlgerät nur 34 Euro im Jahr, bei einfachem A sind es dagegen 86 Euro. Der Aufschlag beim Kauf würde sich daher im Laufe der Zeit amortisieren, verspricht der Berater. Ich sehe vor allem Hundert-Euro-Scheine mein Portemonnaie verlassen.

300 Watt für die Lampe sind zu viel. Hier muss eine Energiesparlampe her.
300 Watt für die Lampe sind zu viel. Hier muss eine Energiesparlampe her.

© Georg Moritz

Besser den Stecker ziehen

Auch das Radio, das ich morgens gern einschalte, findet keine Gnade. Denn obwohl es ausgeschaltet ist, fließt Strom. 3,7 Watt misst Bülow. „Im Jahr sind das ungefähr sechs Euro“, rechnet er aus. Ich denke, „sechs Euro, na und?“ Aber eine Stunde später bin ich bekehrt. Denn das Radio ist nicht das einzige Gerät, das Strom zieht, obwohl es nichts tut. Der Drucker (1,8 Watt), das Laptop (2,3 Watt), das Ladegerät (1,8 Watt), selbst die energiesparende LED-Stehlampe schluckt 1,2 Watt – Energie, die verplempert wird, weil die Geräte nur scheinbar aus sind. Auch für diese Geräte soll ich daher abschaltbare Steckdosenleisten kaufen oder den Stecker ziehen.

Den größten Sünder entdeckt Bülow im Wohnzimmer, eine dimmbare Stehlampe aus dem Baumarkt. Ich liebe ihr weiches Licht, doch der Strommesser schlägt Alarm: 300 Watt! Deshalb soll ich die Röhre gegen eine Sparlampe austauschen. Die kostet zwar in der Anschaffung mehr, spart aber bis zu 75 Prozent Stromkosten. Insgesamt, schätzt Bülow, kann ich 60 Euro im Jahr sparen, wenn ich seinen Ratschlägen folge: Neuer Kühlschrank, Stecker raus, Geschirrspüler und Waschmaschine voll beladen, alle Glühlampen ausmustern. Ich denke an meinen Vorrat im Schrank. 20 Glühlampen habe ich im August noch gekauft, um das EU-Verkaufsverbot zu umgehen. Das sage ich Herrn Bülow aber nicht.

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