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Teuer. Allein die Leitungen für die Anbindung der Wasserwindparks kosten mehr als eine Milliarde Euro je Gigawattstunde Strom.

© dpa

Energiewende: Eon steht gut da, Tennet hat kein Geld für neue Netze

Der größte deutsche Energiekonzern hatte ein gutes Halbjahr: Eon verdient wieder Milliarden. Dagegen fehlt dem Netzbetreiber Tennet das Geld für die Anbindung der Windparks auf hoher See.

Berlin - Deutschlands größter Energieversorger kommt immer besser mit der Energiewende zurecht. Im zweiten Halbjahr erreichte die Düsseldorfer Eon AG einen Konzerngewinn von 3,3 Milliarden Euro, das waren 2,4 Milliarden Euro mehr als vor einem Jahr. Damals belastete allerdings auch der Ausstieg aus der Atomkraft viel stärker als heute: Die Stilllegung von Akws sowie die Kernbrennstoffsteuer kosteten Eon 2011 rund 2,5 Milliarden Euro. Eine weitere Last aus der Vergangenheit ist inzwischen auch abgeworfen worden: Der Streit mit der russischen Gazprom über die Lieferung von Gas zu marktüblichen Konditionen. Allein die günstigeren Einkaufspreise hatten für Eon im ersten Halbjahr einen Sondereffekt auf das Ergebnis von 1,2 Milliarden Euro. „Unser Gasgeschäft ist keine strategische Baustelle mehr“, freute sich Konzernchef Johannes Teyssen am Montag. Die Gewinnprognose für das Gesamtjahr erhöhte er, allerdings geringfügig, um 800 Millionen auf 4,1 bis 4,5 Milliarden Euro. Entsprechend verhalten reagierte die Börse, die Eon-Aktie notierte fast unverändert knapp unter 18 Euro.

Der Düsseldorfer Konzern will zwischen 2012 und 2016 rund sieben Milliarden Euro in erneuerbare Energien investieren, davon gut zwei Milliarden für Offshore-Windparks in Deutschland, England und Schweden. Dabei ist nicht absehbar, wann die Windräder auf hoher See ans Festland angeschlossen sind. Für die Nordsee, und da entstehen deutlich mehr Windparks als in der Ostsee, ist der Netzbetreiber Tennet zuständig.

Der niederländische Staatskonzern hatte 2010 von Eon das Übertragungsnetz gekauft – und hat nun Probleme, die erforderlichen Investitionen für die Anbindung der Windkraftanlagen im Wasser zu stemmen. Deshalb gab es zuletzt Spekulationen, Tennet könnte das Netz an die Allianz und die Munich Re abgeben.

„Tennet erwägt nicht, das deutsche Netz zu verkaufen“, sagte dazu eine Firmensprecherin auf Anfrage. Und die Finanzlöcher wären auch bei weitem nicht so groß wie die kolportierten 15 Milliarden Euro. Tatsächlich seien für 5,5 Gigawatt Nordseestrom bereits sechs Milliarden Euro an Investitionsmitteln „ausgelöst“. Offen sei indes die Finanzierung der Leitungen für weitere 5,5 Gigawatt. Das Ziel der Bundesregierung ist es, bis 2022 elf Gigawatt in der Nordsee installiert zu haben. Um das zu realisieren, sind vor allem Haftungsfragen zu klären; die Regierung ist in dem Punkt vorangekommen und will nun einen Großteil der Offshore-Risiken bei den Stromverbrauchern abladen.

Des Weiteren hätten die Netzbetreiber gerne einen Offshore-Entwicklungsplan, der Aufschluss gibt über Leistung und Fertigstellung der diversen Windparks. Auch in diesem Punkt ist die Regierung am Zuge. Wenn beide Themen abgearbeitet sind, hat Tennet die Hoffnung, Finanzierungspartner für einzelne Leitungsprojekte zu finden. Insgesamt muss der holländische Netzbetreiber zehn Windparks in der Nordsee anschließen, davon sieben aufwändige Gleichstromprojekte, die weit von der Küste entfernt sind. Für zwei dieser Projekte haben die Holländer mit Mitsubishi bereits einen Partner gefunden, für die übrigen fünf werden Geldgeber gesucht.

Vielleicht doch in München, wo die Versicherungskonzerne Investments mit einer gut kalkulierbaren Rendite suchen? Die Munich Re, der größte Rückversicherer der Welt, gab am Montag den Kauf von drei britischen Windparks bekannt. Für die Anlagen mit einer Gesamtleistung von 102 Megawatt sei ein niedriger dreistelliger Millionenbetrag gezahlt worden. Die Investition erfolge im Rahmen der Geldanlage in erneuerbare Energien und neue Technologien, hieß es weiter. Rund 2,5 Milliarden Euro will die Munich Re insgesamt in diesen Bereich investieren. Tennet könnte das Geld der großen Versicherer gut gebrauchen. Bereits im vergangenen Herbst hatten die Holländer eingeräumt, mit der Finanzierung der Offshore-Anbindung überfordert zu sein. Daran hat sich nichts geändert.

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