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Wirtschaft: Eon trotzt Gazprom Preissenkung ab

Düsseldorfer sparen Milliarde Euro / Gasag profitiert.

Berlin - Nach jahrelangem Streit haben der russische Gasexporteur Gazprom und der größte deutsche Energiekonzern Eon ihre bestehenden Lieferverträge neu ausgehandelt. Gazprom senkt die Preise für seinen Großabnehmer hierzulande rückwirkend zum vierten Quartal 2010.

Für den Düsseldorfer Konzern ist die Einigung über alle ölpreisgebundenen Verträge bares Geld wert: Das Konzernergebnis vor Steuern und Abschreibungen (Ebitda) werde sich im laufenden Geschäftsjahr um rund 800 Millionen Euro auf 10,4 bis elf Milliarden Euro verbessern, teilte Eon am Dienstag mit. Dazu kommen positive Effekte bei Steuern und Zinsen: Deshalb kann Eon wegen des Deals unterm Strich sogar insgesamt rund eine Milliarde Euro positiv verbuchen.

„Gazprom und Eon haben wieder einmal gezeigt, dass sie als langfristige strategische Partner in der Lage sind, gemeinsame tragfähige Lösungen zu finden“, feierte Eon-Chef Johannes Teyssen das Ergebnis. Eons Vorgängerunternehmen beziehen schon seit 1973 Gas von den Russen. Zuletzt lieferte Gazprom rund 27 Prozent des Eon-Bedarfs. „Die Einigung ist ein Kompromiss und trägt den aktuellen Trends auf den Erdgasmärkten Rechnung“, sagte Gazprom-Vizechef Alexander Medwedew. Denn weltweit sinken die Erdgaspreise stetig, weil immer mehr „unkonventionelles Erdgas“ mit neuen Methoden gefördert und mit Flüssiggastankern über die Meere verschifft wird. Damit konnte Eon Gazprom unter Druck setzen – wie bereits im März den anderen Großlieferanten, die norwegische Statoil, von der Eon 25 Prozent des Gases bezieht.

„Über diese Einigungen können sich in erster Linie die Eon-Aktionäre freuen. Dass auch private Erdgaskunden hierzulande profitieren, ist längst nicht ausgemacht“, sagte Holger Krawinkel, Energieexperte der Verbraucherzentrale. Er appelliere an die regionalen Gasversorger, bei ihrem Lieferanten Eon Druck zu machen, dass er die Preissenkungen auch an sie weitergibt – zum Wohle der Haushaltskunden.

Dem Berliner Grundversorger Gasag zumindest ist das bereits gelungen, wie Gasag-Sprecher Klaus Haschker dieser Zeitung nun bestätigte. Nach langem Streit habe man sich im Mai auf einen neuen Langfristvertrag zu besseren Konditionen geeinigt. „Den Vorteil wollen wir nutzen, um im Herbst mit wettbewerbsfähigeren Preisen in den Markt zu treten“, sagte er. Kevin P. Hoffmann

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