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Streng, nicht gestresst. Danièle Nouy, die Chefin der neuen Euro-Bankenaufsicht, bei der Präsentation der Ergebnisse.

© AFP

Europas Banken im Stresstest: 25 Institute fallen durch

Bis auf die Münchener Hypothekenbank haben alle deutschen Institute den Stresstest bestanden. Probleme haben vor allem Institute aus Krisenstaaten.

Während draußen 15.000 Läuferinnen und Läufer beim Frankfurt Marathon 42 Kilometer bewältigten, machten die Europäische Zentralbank (EZB), die Bundesbank und die Finanzdienstleistungsaufsicht Bafin am Sonntag einen Haken unter ihren eigenen zehn Monate währenden Marathon. Und zwar mit durchaus zufriedenen Mienen. Zwar haben 25 Banken den Stresstest nicht bestanden, vor allem in den Krisenländern. Doch nur 13 von ihnen müssen ihr Kapital bis Mitte 2015 aufstocken. Mit knapp zehn Milliarden Euro ist der Bedarf geringer als von vielen Beobachtern erwartet. Und die deutschen Banken haben den Test erfolgreich bestanden. Nur die Münchener Hypothekenbank hatte Probleme. Selbst für den von der EZB angenommen Fall einer schweren Wirtschafts- und Finanzkrise verfügen die deutschen Institute über mehr Kapital als Risikopuffer als die europäischen Bankenaufseher für erforderlich halten.

Die Zentralbanker sprachen am Sonntag ausnahmslos von einem glaubwürdigen Test. Nach Ansicht von EZB-Vize-Präsident Vitor Constancio hat der Test deutlich gemacht, dass die Banken im Blick auf die stockende Kreditvergabe in der Eurozone kein Hindernis sind. „Das heißt aber nicht, dass die Kreditvergabe jetzt wieder anzieht. Das hängt nicht allein von den Banken ab, sondern auch von der Nachfrage.“

Im Stressszenario haben sich die deutschen Banken bewährt

„Die deutschen Banken stehen solide da“, fasste Elke König, Präsidentin der Bafin, die Ergebnisse der Bilanzanalyse und des Stresstests zusammen. 130 Banken in 19 Ländern wurden von mehr als 6000 Bankenaufsehern und Wirtschaftsprüfern unter die Lupe genommen. Allein bei den 25 beteiligten deutschen Instituten analysierten fast 2000 Experten 18 000 Kreditakten und rund 15 000 Sicherheiten. Insgesamt wurden zwei Drittel der mit Risiken behafteten Papiere – Kredite und Wertpapiere – untersucht. Anschließend wurde die Widerstandsfähigkeit der Banken in einer schweren Krise mit einem Rückgang des Bruttoinlandsproduktes in der Eurozone um 6,6 Prozent, einem deutlichen Zinsanstieg und einem Einbruch an den Kapitalmärkten simuliert. „Selbst in diesem Stress-Szenario haben die deutschen Banken ihr Stehvermögen bewiesen. Sie haben demnach ausreichend Kapital, um selbst einen schweren globalen Finanzschock zu überstehen“, sagt König.

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Im Schnitt liegt die Quote des wichtigen harten Eigenkapitals auch nach dem Stresstest bei 9,1 Prozent. Die von den Bankenaufsehern für den Test geforderte Quote lag bei 5,5 Prozent. Nach Angaben von EZB, Bafin und Bundesbank hat der Stresstest schon im Vorfeld Wirkung gezeigt. Die Banken hätten ihr Kapital gestärkt und riskante Vermögenswerte abgebaut. Allein deutsche Institute haben ihr Kapital seit Anfang 2014 um 14,4 Milliarden Euro aufgestockt. Europaweit waren es mehr als 200 Milliarden.

Wird dies einbezogen, liegt die Kapitalquote deutscher Banken Ende 2016 im Schnitt sogar bei 9,94 Prozent. Lediglich der Münchener Hypothekenbank fehlten Ende 2013 rund 230 Millionen Euro. Die Lücke wurde allerdings mittlerweile durch eine Kapitalerhöhung von 408 Millionen Euro mehr als geschlossen.

Die Deutsche Bank kommt auch unter Stress auf eine Quote von 8,78 Prozent, die Commerzbank auf 7,96 Prozent. Sie galt zusammen mit der HSH Nordbank und der Mittelstandsbank IKB als möglicher Wackelkandidat. Als kleineres Institut hatten die Prüfer auch die Berliner Sparkasse untersucht. Ihre Kapitalquote fiel im Stress-Szenario auf 6,83 Prozent.

Rechtsrisiken haben die Notenbanker außen vor gelassen

Nicht berücksichtigt worden in der Betrachtung sind mögliche Rechtsrisiken. „Diese Summen sind sehr schwer zu bewerten. Dafür gibt es ein kein Berechnungsmodell“, sagte König. So drohen der Deutschen Bank angeblich noch weitere Strafen in Höhe von bis fünf Milliarden Dollar. Auf die Commerzbank kommt in den USA womöglich ein dreistelliger Millionenbetrag wegen Embargo-Verstößen bei Geschäften mit dem Irak und anderen Ländern zu.

Die deutschen Banken begrüßten die Ergebnisse. Bundesbank-Vorstandsmitglied Dombret warnte allerdings vor Selbstzufriedenheit. Immer noch hinkten deutsche Institute der internationalen Konkurrenz hinterher. 2013 seien sie im Schnitt nur auf eine Kapitalrendite von 0,06 Prozent gekommen, nur sechs Prozent erwirtschafteten überhaupt ihre Eigenkapitalkosten. Die Banken müssten ihre Geschäftsmodelle und ihre Kosten überdenken. Auch Fusionen und der Abbau von Filialen seien Optionen.

Im Vergleich zu anderen Euro-Ländern ist der Bankensektor in Deutschland nach Ansicht von Bundesbank und Bafin aber solide aufgestellt. Tatsächlich fehlten 25 Banken Ende 2013 rund 25 Milliarden Euro an zusätzlichem Eigenkapital. Zwölf konnten die Lücke seit Anfang 2014 durch die Aufnahme von 15 Milliarden Euro an frischem Kapital schließen. 13 andere müssen nachbessern – darunter vier Institute aus Italien, zwei aus Griechenland und zwei aus Zypern. Sie müssten der künftigen Bankenaufsicht bis zum 10. November Pläne vorlegen, wie sie die fehlenden knapp zehn Milliarden Euro beschaffen wollen.

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