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Gläubigerschutz: Eurotunnel vorerst vor Insolvenz gerettet

Eine weitere Gnadenfrist hat die Betreibergesellschaft des Eurotunnel heute durch einen gerichtlich verfügten Gläubigerschutz bekommen. Damit ist das hoch verschuldete Unternehmen in der Lage durch eine Umschuldung, die Insolvenz doch noch abzuwenden.

Paris - Das Pariser Handelsgericht hat der hoch verschuldeten Betreibergesellschaft des Eurotunnels unter dem Ärmelkanal am Mittwoch vorläufig Gläubigerschutz gewährt. Damit bekommt Eurotunnel unter richterlicher Aufsicht mehr Zeit, um mit seinen Gläubigern doch noch ein Umschuldungsabkommen zu schließen. Ansonsten droht dem Unternehmen mit 9,1 Milliarden Euro Schulden die Zahlungsunfähigkeit. Eurotunnel betreibt seit 1994 den 50 Kilometer langen Tunnel zwischen Frankreich und Großbritannien.

Durch den Gerichtsbeschluss muss Eurotunnel ab sofort weder Schulden zurückzahlen noch Zinsen zahlen. Der Betrieb des Tunnels zwischen dem britischen Folkestone und dem französischen Coquelles läuft dagegen normal weiter. Das Gericht legte für die Verhandlungen mit den Gläubigern eine sechsmonatige «Beobachtungsphase» fest. Dabei können die Gläubiger in den kommenden zwei Monaten zunächst ihre Forderungen geltend machen.

Umschuldungsabkommen wieder möglich

Eurotunnel-Chef Jacques Gounon begrüßte die von ihm beantragte Entscheidung. Er hoffe, dass jetzt eine Einigung mit allen Schuldnern möglich sei. Dazu würden Verhandlungen «ziemlich schnell» aufgenommen. Eine erste Einigung über ein Umschuldungsabkommen war von einem Teil der Gläubiger blockiert worden.

Unter den Geldgebern ist auch die Deutsche Bank. Sie gehört zu einer Gläubigergruppe, in der hauptsächlich Kreditinstitute und US-Investmentfonds vertreten sind. Wie in allen anderen Gruppen müsste auch hier mindestens 75 Prozent des Kapitals einer Umschuldung zustimmen. Dabei hat die Deutsche Bank laut Eurotunnel in der Gruppe mit gut 25 Prozent eine Sperrminorität, ihre Zustimmung ist also unabdingbar.

Eurostar befördert 7,5 Millionen Passagiere

Eurotunnel machte im vergangenen Jahr einen Umsatz von 793 Millionen Euro. Die 25 Shuttle-Züge des Unternehmens brachten dabei zwei Millionen Autos, 1,3 Millionen Lkw und 77.000 Autobusse mitsamt Insassen durch den Tunnel. Mit dem Hochgeschwindigkeitszug Eurostar fuhren zudem 7,5 Millionen Bahn-Passagiere zwischen Paris und London unter dem Kanal durch. Zur Zeit beschäftigt das Unternehmen noch 2300 Mitarbeiter. (tso/AFP)

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