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Mit 67 Jahren verstorben: Norbert Walter.

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Update

Ex-Chefvolkswirt der Deutschen Bank: Norbert Walter ist tot

Beinahe 20 Jahre lang war Norbert Walter oberster Volkswirt der Deutschen Bank. Als einer der ersten sagte er den Konjunktureinbruch im Zuge der Finanzkrise voraus. Mit 67 Jahren ist der streitbare Professor nun gestorben.

Norbert Walter, der langjährige, frühere Chefvolkswirt der Deutschen Bank, ist am Freitag überraschend im Alter von 67 Jahren gestorben. Dies teilte seine Familie mit. Details über die Todesursache wurden nicht bekannt.

Nach seinem Ausscheiden bei der Deutschen Bank vor drei Jahren hatte er mit seinen Töchtern Jeanette und Christine unter dem Namen Walter&Töchter Consult eine eigene Beratungsfirma gegründet. Walter war bis zuletzt ein gefragter Vortragsredner und Kolumnist zu wirtschaftlichen Themen, vor allem auch zur Euro-Schuldenkrise. Für September hatte Walter mehrere Vorträge im In- und Ausland geplant. 

Walter, ein überzeugter Anhänger des Euro, galt als streitbarer Ökonom, der sich auch gegen die Ansicht der Mehrheit seiner Zunft stellte. Als einer der ersten sah er 2009 den scharfen Konjunktureinbruch voraus und wurde bei seinen ersten Prognosen scharf kritisiert.

In zahlreichen Büchern erläuterte er seine Position zur europäischen Währungsunion, auch im Fernsehen war er gefragter Interview-Partner, vor allem auch weil er seine Thesen in allgemein verständlichen Worten darlegen konnte.

Walter war in seiner Zeit bei der Deutschen Bank in der breiten Öffentlichkeit bekannter als der damalige Bank-Chef Josef Ackermann, mit dem er in der Einschätzung von Wirtschaft und Finanzmärkten nicht immer einer Meinung war. Was das Verhältnis der beiden allerdings nicht getrübt hat.

Ein klassischer Banker war Walter nicht. Geboren wurde er am 23. September 1944 im unterfränkischen Weckbach in einfachen Verhältnissen.

Als Schüler arbeitete er beim Bauern, als Student in einem Chemiewerk als Schichtarbeiter zusammen mit türkischen Kollegen. Das alles, sagte Walter einmal, habe ihm Bodenhaftung, Demut, aber auch Managementkompetenz gelehrt. Und die Überzeugung, dass man Dinge beim Namen nennen muss.

Nach dem Studium der Volkswirtschaftslehre und der Promotion an der Goethe-Universität in Frankfurt war Walter zunächst Mitarbeiter am Institut für Kapitalmarktforschung in Frankfurt, wechselte danach ans Kieler Institut für Weltwirtschaft. 1987 ging er zur Deutschen Bank, wo er von 1990 bis Ende 2009 als Chefvolkswirt tätig.

Walter war Mitglied in wichtigen internationalen Beratungsgremium und hatte diverse Gastprofessuren. Als überzeugter Katholik engagierte sich Ökonom auch im Zentralkomitee der deutschen Katholiken.

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