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Drehmoment. China kauft neben Autos vor allem Maschinen aus Deutschland – etwa von der Schwarzwälder Firma Auma, einem Hersteller elektrischer Stellantriebe. Foto: dpa

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Wirtschaft: Export trotzt der Krise

Wirtschaft erwartet dank Asien Ausfuhrrekord – Börsianer warnen dennoch vor einer neuen Rezession

Berlin - Was wird aus dem Aufschwung in Deutschland? Angesichts der weltweiten Schuldenkrise und der Kursausschläge an den Finanzmärkten herrscht derzeit unter Fachleuten Unsicherheit. Auf der einen Seite verlor der am Dienstag veröffentlichte Konjunkturindex des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) für August deutlich und rutschte auf den tiefsten Wert seit Dezember 2008. Der Außenhandelsverband BGA warnte zudem, im schlimmsten Fall drohe der Weltwirtschaft eine Depression. Derlei Pessimismus mochte der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) nicht teilen – er prognostizierte neue Rekordwerte bei Ein- und Ausfuhren für dieses und das kommende Jahr.

Das ZEW-Barometer fiel im August um 22,5 Punkte auf minus 37,6 Zähler. Es wird per Umfrage unter 286 Finanzexperten ermittelt. Ihre Skepsis mit Blick auf die Konjunktur habe sich „dramatisch verstärkt“, sagte ZEWPräsident Wolfgang Franz, der auch den Wirtschafts-Sachverständigenrat der Bundesregierung leitet. Der Rückgang war der sechste in Folge. Allerdings steht der ZEW-Index im Ruf, stark von den Börsen beeinflusst zu sein. Ob tatsächlich die Realwirtschaft von der Achterbahnfahrt der Kurse so stark betroffen sein wird, dürfte der Index zum Ifo-Geschäftsklima zeigen. Er wird am Mittwoch veröffentlicht und gilt als bester deutscher Frühindikator, weil er aus den Urteilen und Plänen der Unternehmen gebildet wird.

Zu den Pessimisten gehört Anton Börner, Chef des Außenhandelsverbands BGA. Wenn es nicht gelinge, die Schuldenkrise in den Griff zu bekommen, „sehe ich die Gefahr einer Rezession, die im schlimmsten Fall zu einer weltwirtschaftlichen Depression führen kann“, befand er. Die Politik müsse mit einem starken Signal beruhigen und „Euro-Bonds mit deutscher Handschrift“ einführen.

Der DIHK hält die Lage für weniger dramatisch. „Es gibt kein überschäumendes Wachstum mehr, wir sind aber auch weit entfernt von einer Rezession“, sagte Außenhandelschef Volker Treier. Grundlage dieser Prognose ist eine Umfrage unter den Auslandshandelskammern in 80 Ländern. Auch die Bundesbank hatte erklärt, eine Rezession werde es nicht geben.

Die Dynamik wird laut DIHK weltweit zwar zurückgehen, gleichwohl „winken bei Ein- und Ausfuhren in diesem und im nächsten Jahr wieder neue Rekordwerte“. Erstmals werde der Wert der exportierten Waren die Marke von einer Billion Euro übersteigen. Den 2010 an die USA verlorenen Titel des Export-Vizeweltmeisters werde sich Deutschland 2011 zurückholen, sagte Treier. Vor allem die Geschäfte mit China stützen den Außenhandel – das Land sei auf dem besten Weg, Deutschlands zweitwichtigster Exportkunde nach Frankreich zu werden. Dass die Volksrepublik mehr Waren einkaufen werde als die USA, sei sicher. „Der US-Konsument ist als Staubsauger der weltweiten Güterproduktion geschwächt“, sagte Treier mit Blick auf den Schuldenabbau in den Staaten. Die Chinesen könnten sich angesichts ihres anhaltenden Aufschwungs aber mehr und mehr leisten. Knapp ein Drittel der weltweiten Wirtschaftsleistung geht auf das Konto des Landes.

Doch auch die Inlandsnachfrage dürfte noch eine Weile das Wachstum stützen. Laut einer Umfrage des Ifo-Instituts will die westdeutsche Industrie in diesem Jahr 14 Prozent mehr für Investitionen ausgeben. „Fast alle Branchen haben eine Anhebung ihrer Ausgaben für neue Bauten und Ausrüstungsgüter geplant“, sagte Ifo-Experte Klaus Abberger. Viele Firmen planten, ihre Produktpalette zu erweitern.

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