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Wirtschaft: Exporteure mit Schwächeanfall

Deutsche Ausfuhr geht im Februar zurück – schuld ist die Euro-Krise.

Berlin - Immerhin, kein Minus. Ein Mini-Plus von 0,1 Prozent dürfte Frankreichs Wirtschaft im ersten Quartal dieses Jahres geschafft haben, schätzte die Zentralbank am Dienstag in Paris. An einer Rezession schrammt das Land damit haarscharf vorbei – Ende vergangenen Jahres war das Bruttoinlandsprodukt von Europas zweitgrößter Volkswirtschaft bereits in den roten Bereich gerutscht.

Für die Deutschen und ihren Wohlstand ist die Lage jenseits des Rheins enorm wichtig – der Nachbar ist immer noch der mit Abstand wichtigste Handelspartner der Bundesrepublik. Das zeigen beispielsweise die neuen Zahlen zum deutschen Außenhandel im Februar vom Dienstag: Um 2,8 Prozent gingen die Ausfuhren der deutschen Wirtschaft im Vergleich zum Februar 2012 zurück. Das teilte das Statistische Bundesamt mit. Schuld ist die allgemeine Schwäche der Weltwirtschaft und vor allem die immer noch angespannte Lage in vielen Ländern Europas – Frankreich ist nur eines davon.

In den vergangenen sechs Monaten gab es damit bereits das dritte relative Minus für exportlastige Unternehmen wie Volkswagen, Siemens, Bosch und Co., aber auch für viele Mittelständler. Am stärksten gingen mit 4,1 Prozent die Verkäufe in die 16 Länder der Euro-Zone zurück. Nur halb so groß war das Minus beim Export in Staaten außerhalb Europas. Von einem „empfindlichen Dämpfer“ sprach Anton Börner, Präsident des Außenhandels-Verbandes BGA.

Die Lage hierzulande ist aber nicht viel besser als im Ausland, das zeigt der Blick auf die Importe: Sie gingen mit 5,9 Prozent noch stärker zurück als die Exporte. Das bedeutet, dass auch die Produktion im Inland kaum Elan hat. Insgesamt waren aber im Februar die Ausfuhren um fast 17 Milliarden Euro höher als die Einfuhren.

Die Erholung der Weltwirtschaft, auf die derzeit die Hoffnungen der Konjunkturfachleute gerichtet sind, liege noch in weiter Ferne, sagte Carsten Klude von der Hamburger Bank M. M. Warburg. Zwar dürfe man einen Monatswert nicht überbewerten – setze sich der Trend aber fort, könnte es eng werden für die aktuellen Wachstumsschätzungen. Klude rechnet derzeit mit einem um 0,6 Prozent höheren Bruttoinlandsprodukt in Deutschland, die Regierung erwartet 0,4 Prozent. Viele Ökonomen vertrauen aber auf eine einigermaßen stabile Lage im Inland, auch dank des robusten Arbeitsmarktes.

Für den Außenhandel ist der BGA gleichwohl recht zuversichtlich. „Wir sehen derzeit keine nachhaltige Trendwende nach unten“, befand Börner. Die Rolle als Wachstumstreiber sieht er bei Osteuropa, Asien und den USA. Auch der Versicherungskonzern Allianz rechnet fest mit einem Aufschwung der Weltwirtschaft. Angesichts der guten preislichen Wettbewerbsfähigkeit deutscher Exporteure sei „mit einer spürbar anziehenden Auslandsnachfrage zu rechnen“, befand der Chefvolkswirt Michael Heise.

Vorausgesetzt, es bleibt friedlich. BGA-Mann Börner warnt vor einer Eskalation der Lage in Korea. „Eine politische Krise in Ostasien wäre das Letzte, was die Weltkonjunktur in dieser ohnehin angespannten Situation gebrauchen könnte.“ Carsten Brönstrup

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