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Erfolgreichste US-Bank. JP Morgan Chase ist an der Börse 24 Mal so viel wert wie die Deutsche Bank.

© REUTERS

EY-Studie: Europas Banken verlieren den Anschluss

Der Abstand zu den US-Geldhäusern hat sich im ersten Halbjahr beim Profit weiter vergrößert. Vor allem die Deutsche Bank sticht negativ hervor.

Europäische Großbanken hinken immer deutlicher hinter den Konkurrenten aus den USA her und müssen ihre Kostensenkungsprogramme ausweiten. Während die zehn größten US-Institute ihren Nettogewinn im ersten Halbjahr um knapp ein Prozent auf umgerechnet 69,6 Milliarden Euro steigern konnten, rutschte der Überschuss der zehn größten europäischen Geldhäuser um nahezu sechs Prozent auf 26,4 Milliarden Euro ab.

An der Spitze in den USA steht JP Morgan Chase mit einem Gewinn von fast 16,6 Milliarden Euro. In Europa rangiert die britische HSBC mit gut acht Milliarden Euro an der Spitze. Dies zeigt eine am Montag vorgestellte Studie der Unternehmensberatung EY.

Wegen des weiteren Gewinnrückgangs in Europa rechnet EY mit einem verstärkten Stellenabbau und Filialschließungen. Hierzulande wird das vor allem die Deutsche Bank und die Commerzbank betreffen. Die Deutsche Bank hat bereits angekündigt, in den nächsten drei Jahren 18.000 Stellen zu streichen.

Nur die Deutsche Bank schreibt rote Zahlen

Neben JP Morgan Chase erzielten auch die Bank of America und Wells Fargo einen Gewinn von mehr als zehn Milliarden Euro. Sieben weitere US-Großbanken schafften einen Nettogewinn von mindestens vier Milliarden Euro, in Europa gelang das nur der HSBC und der französischen BNP Paribas. Die Deutsche Bank steht zwar gemessen an den verwalteten Vermögenswerten mit 1,4 Billionen Euro in Europa auf Platz fünf. Allerdings war es die einzige der zehn größten europäischen Banken, die im ersten Halbjahr Verluste geschrieben hat. Das Minus belief sich auf mehr als drei Milliarden Euro.

Die Differenzen zwischen US- und europäischen Geldhäusern zeigen sich auch in der Bewertung. JP Morgan Chase kam am 1. September auf einen Börsenwert von umgerechnet 319 Milliarden Euro, die Bank of America auf 233 Milliarden und Wells Fargo auf gut 186 Milliarden Euro. In Europa erreichte selbst die HSBC nur 132 Milliarden Euro, die spanische Banco Santander lag bei 56 Milliarden und BNP Paribas bei gut 51 Milliarden Euro. Die Deutsche Bank wird mit nur 13,5 Milliarden Euro bewertet.

Hausinterne Probleme in Europa

„Der Abstand vergrößert sich weiter“, sagt Claus-Peter Wagner, Partner bei EY. „Die europäischen Banken leiden massiv unter dem historisch niedrigen Zinsniveau in Europa und den Strafzinsen für Einlagen.“ Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing hatte unlängst beklagt, dass sein Haus wegen der Negativzinsen der EZB auf Einlagen der Banken 2019 einen hohen dreistelligen Millionenbetrag zahlen müsse. Der Bundesverband deutscher Banken monierte bereits am Jahresanfang, dass Banken in der Euro-Zone 2019 rund 7,5 Milliarden Euro an Strafzins zahlen müssen.

Bei EY verweist man auch auf die hausinternen Probleme der europäischen Institute. „Abschreibungen, Restrukturierungs- und Rechtskosten belasten die Bilanzen immer noch“, sagt Wagner. Generell sehen die EY-Experten eher trübe Aussichten für die Institute auf beiden Seiten des Atlantiks. Niedrige Zinsen und zurückgehende Ausgaben der Verbraucher vor allem in den USA dürften die Kreditnachfrage drücken.

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