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Beliebt bei Fälschern. Der 50-Euro-Schein hatte 2016 mit 60 Prozent den größten Anteil an den insgesamt sichergestellten rund 82 200 falschen Euro-Banknoten.

© dpa

Falschgeld: Falsche Fuffziger

Die Zahl der Blüten geht zurück, weil immer mehr Scheine fälschungssicher sind. Bald kommt der neue Fünfzig-Euro-Schein.

Bezahlt werden muss mit Bitcoins. Was die Kunden aber nicht abhält. „Super Scheine. Werde direkt mehr kaufen“, schreibt Dennis. „Einwandfrei“, postet Emmanuel. „Man muss sie nur aus 10–20 cm Entfernung für drei Sekunden mit Haarspray besprühen und schon kann man fast keinen Unterschied zum Original mehr erkennen“. Auch ein Käufer, der sich unter dem Pseudonym Mario Draghi – dem Präsidenten der Europäischen Zentralbank (EZB) – meldet, lobt die falschen Scheine in höchsten Tönen, die seien so gut, die bearbeite er nicht mal. „Wer braucht schon die EZB, wenn es HQCNS gibt? Danke für die herausragende Arbeit.“

Internetshop für Falschgeld

Man reibt sich verwundert die Augen: Da bietet ein Shop im Internet unter www.hqcns.com tatsächlich gefälschte 50-Euro-Scheine an – in nach eigener Darstellung bester Qualität. Zwischen 17,50 und 20,50 Euro kostet eine Blüte. Und natürlich gibt es Mengenrabatt. Bei zehn Scheinen kostet einer 16,50, bei 5000 nur noch 11,55 Euro.

Und man reibt sich noch mehr die Augen, weil die Staatsanwaltschaft in Osnabrück in der vergangenen Woche Anklage gegen die beiden 23 und 24 Jahre alten mutmaßlichen Geldfälscher und Betreiber der Online-Shops erhoben hat. Sie sollen mindestens 7200 gefälschte Fünfziger hergestellt und über das Internet verkauft haben. Mittlerweile ist das nach Angaben der Staatsanwaltschaft aber nicht mehr möglich. Die Seite selbst könne man nicht abschalten, weil der Server irgendwo in Asien stehe.

50.000 falsche Fuffziger

Die beiden dreisten Fälscher haben offensichtlich mit dazu beigetragen, dass die Zahl der in Deutschland sichergestellten gefälschten 50-Euro-Scheine im vergangenen Jahr deutlich weiter um rund 3500 auf fast 50 000 gestiegen ist, wie Rainer Elm, Leiter des Analysezentrums der Bundesbank in Mainz, zeigt. Allein einige tausend stammten aus der Fälscherwerkstatt der beiden angeklagten Männer. Der Fünfziger hatte 2016 mit 60 Prozent den größten Anteil an den insgesamt sichergestellten rund 82 200 falschen Euro-Banknoten. Unter dem Strich aber ist die Zahl der in Deutschland sichergestellten Blüten gegenüber 2015 deutlich von rund 95 400 um 14 Prozent zurückgegangen. Trotzdem gibt es für Elm keinen Grund, erleichtert zu sein. „Das ist nach 2015 immer noch die zweithöchste Zahl von Fälschungen seit der Einführung des Euro-Bargeldes 2002.“

Der Zwanziger ist sicherer geworden

Allein die Zahl der gefälschten 20-Euro-Scheine schrumpfte im vergangenen Jahr gleichwohl um fast die Hälfte von 38 000 auf 20 200. Bundesbank-Vorstandsmitglied Carl-Ludwig Thiele führt das vor allem auf die neue, weiter verbesserte Euro-Banknotenserie zurück. Seit 2013 wurden der neue Fünfer, Zehner und im November vergangenen Jahres der Zwanziger ausgeben, am 4. April folgt der Fünfziger, bis Ende 2018 dann der 100- und 200-Euro-Schein. Die Ausgabe des Fünfhunderters wird Ende 2018 eingestellt, weil er angeblich vor allem Kriminellen hilft.

Allerdings waren 2016 ein Viertel der 20-Euro-Blüten Kopien der neuen Scheine. Dass die nicht erkannt wurden, wundert Elm. Schließlich hätten bei diesen Blüten alle neuen Sicherheitselemente wie Hologramm, Wasserzeichen und Sicherheitsfaden gefehlt. Wie die bisher in Umlauf gebrachten neuen Scheine wird auch der Fünfziger ein durchsichtiges Porträtfenster, ein Wasserzeichen, eine Smaragdzahl, deren Farbe sich beim Kippen ändert, und Hologrammelemente aufweisen.

Wer lässt sich einen 300er andrehen?

Es gehen trotz aller Sicherheitsbemühungen aber immer wieder extrem plumpe Fälschungen durch. In einem Geschäft sei im vergangenen Jahr ein 300-Euro Schein angenommen worden. Den gibt es aber überhaupt nicht. Gefälscht wurde auch ein Fünfhunderter aus Simbabwe, indem unter anderem Euro-Zeichen und Euro-Flagge aufgedruckt wurden. Sie wurden nach Angaben von Elm in der Ukraine in Umlauf gebracht und tauchten im August in Berlin auf. Ähnlich gefälscht worden seien 200-Dinar-Noten aus Serbien. Auch wenn das Risiko, in Deutschland eine Blüte in die Hände zu bekommen, weiter sehr gering ist – jeder tausendste Bundesbürger ist rechnerisch betroffen –, mahnt Elm zu mehr Aufmerksamkeit, etwa wenn der Käufer beim privaten Verkauf eines Autos oder Smartphones bar bezahlen wolle.

Blüten "made in Germany"

Während in der Vergangenheit Fälschungen meist in Werkstätten in Süd- und Südosteuropa hergestellt wurden, sieht Elm wieder eine Rückverlagerung nach Deutschland. 2016 stieß die Polizei neben den Männern in Niedersachsen auf Garagen in Hamburg und in der Nähe von München, in denen Blüten produziert wurden. Gleichzeitig erleichterten das Internet und auch dunkle Kanäle des weltweiten Netzes, das sogenannte Darknet, den Vertrieb der Fälschungen und die Beschaffung etwa von Hologrammstickern für Blüten.

Auch in der gesamten Euro-Zone ist die Zahl der Blüten 2016 deutlich zurückgegangen – von 899 000 im Vorjahr auf 684 000. Auch hier wurden der Zwanziger und der Fünfziger am häufigsten nachgemacht – mit Anteilen von rund 38 und rund 43 Prozent. Gemessen an der Anzahl der insgesamt umlaufenden Euro-Scheine von aktuell mehr als 19 Milliarden sei der Anteil der Fälschungen nach wie vor aber gering.

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