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Dividenden: Aktionäre kassieren trotz der Krise Milliarden

Elf Dax-Konzerne stocken die Dividende auf. Die Gewerkschaft IG BCE mahnt: Arbeitnehmer sind wichtiger als Aktionäre.

Berlin - Die Gewerkschaften haben die großen Unternehmen wegen ihrer hohen Dividendenzahlungen kritisiert. „Ich habe kein Verständnis dafür, wenn Dax-Unternehmen jetzt Aussagen über Dividendenausschüttungen für das Jahr 2009 machen“, sagte Hubertus Schmoldt, Vorsitzender der Gewerkschaft IG BCE, dem Tagesspiegel. Die Wirtschaftskrise sei nicht zu überblicken. „Die Verantwortung der Vorstände für die Arbeitnehmer ist größer als die Verantwortung gegenüber den Aktienmärkten.“ Insbesondere Beschäftigten in Kurzarbeit müsse diese Ankündigungspolitik „bitter aufstoßen“, befand Schmoldt.

Zuvor hatten mehrere Dax-Konzerne angekündigt, trotz der globalen Rezession demnächst an ihre Aktionäre Dividenden für das Jahr 2008 auszuschütten. So plant die Allianz trotz eines Verlustes von 2,4 Milliarden Euro Zahlungen von 1,59 Milliarden Euro an die Eigentümer. Die Deutsche Post will ihre Aktionäre am Geschäftserfolg beteiligen – auch wenn es den gar nicht gibt: 2008 verlor der Konzern 1,7 Milliarden Euro, ausschütten will er gleichwohl 725 Millionen. An den Bund, der über die staatseigene KfW-Bankengruppe an der Post beteiligt ist, fließen davon rund 218 Millionen Euro.

Beim Chemiekonzern BASF sollen sich die Zahlungen mit 1,79 Milliarden Euro auf Vorjahresniveau bewegen. Allerdings will BASF zugleich 1500 Stellen abbauen, 3000 Beschäftigte arbeiten kurz. Der Energieversorger RWE plant gar eine Erhöhung der Dividende um 43 Prozent auf 2,39 Milliarden Euro. Nach Berechnungen der Commerzbank werden die Dax-Firmen in diesem Jahr 23,5 Milliarden Euro auszahlen. Elf wollen die Zahlungen sogar aufstocken.

Aktionärsschützer verteidigten die Dividendenpolitik der Unternehmen. „Es ist nicht einzusehen, weshalb die Arbeitnehmer über Boni und der Fiskus über Steuern von den Gewinnen des Jahres 2008 profitieren, die Aktionäre aber leer ausgehen sollen“, sagte Klaus Schneider, Vorsitzender der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK), dieser Zeitung. Angesichts der guten Ergebnisse für 2008 seien die Dividendenzahlungen „noch vertretbar“. Zudem seien die Firmen auf das Kapital der Aktionäre angewiesen. Schneider erwartet aber eine Trendwende. „Wenn sich die Lage weiter eintrübt, werden viele Unternehmen für 2009 sehr viel weniger oder gar nichts mehr ausschütten“, prognostizierte der SdK-Chef.

Auch SPD-Fraktionsvize Ludwig Stiegler hat Verständnis für die hohen Dividenden. Die meisten Aktien seien im Besitz von Lebensversicherungen, Pensions- und Aktienfonds, sagte Stiegler dem Tagesspiegel. „Diese Anleger müssen ihrerseits Verpflichtungen erfüllen“, warnte Stiegler, „sie ringen um ihr Überleben“. Zu geringe Dividenden würden sie von der Börse vergraulen.

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