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Interview: "Rezession ist der falsche Begriff"

Michael Heise ist Chefvolkswirt beim Finanzkonzern Allianz. Im Tagesspiegel-Interview erläutert er, warum Deutschland trotz nachlassender Konjunktur noch keine Rezession befürchten muss.

Herr Heise, wie schlimm ist das gesunkene Wachstum im zweiten Quartal?

Der kräftige Aufschwung ist zum Stillstand gekommen. Wir müssen eine Abschwächung feststellen, die bis ins dritte und vierte Quartal reichen dürfte.

Stecken wir schon in einer Rezession?

Nein, damit verbindet man ja ein kräftiges Minus und einen Trend, der nach unten zeigt. Das ist hier nicht gegeben. Wir werden im dritten und vierten Quartal ein leichtes Plus bei den Wachstumsraten haben. Rezession ist der falsche Begriff. Ich spreche von Wachstumspause.

Wie steht es um die Binnennachfrage?

Die Preise für Energie und Lebensmittel sinken gerade noch rechtzeitig, um eine wirklich negative Entwicklung zu verhindern. Der Höhepunkt der Inflation wird im August erreicht oder liegt vielleicht sogar schon hinter uns. Zusammen mit den Lohnsteigerungen und den guten Arbeitsmarktdaten sorgt das für Kaufkraft.

Wie entwickelt sich das Wachstum?

Wegen des schwachen zweiten Quartals werden wir die Prognose senken. 2008 erwarten wir nun 2,0 statt 2,3 Prozent – die Zwei vor dem Komma bleibt. 2009 werden es wohl 1,6 statt 1,7 Prozent.

Michael Heise, Jahrgang 1956, ist Chefvolkswirt der Allianz, Europas größtem Finanzkonzern, und lehrt an der Universität in Frankfurt am Main. Mit ihm sprach Moritz Döbler

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