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Jürgen Fitschen will die Deutsche Bank gemeinsam mit Co-Chef Jain umbauen.

© dapd

Finanzkrise: "Schöne Broschüren bringen uns nicht weiter"

Deutsche-Bank-Chef Fitschen fordert Krisenstaaten zum Handeln auf. Für eine Bankenunion ist er zu haben – die Sparkassen nicht.

Die Banken in Europa stehen vor schwierigen Zeiten. Auf große Zuwächse dürfe man in den nächsten Jahren nicht erwarten. Das betonte Jürgen Fitschen, Co-Vorstandschef der Deutschen Bank, am Dienstag auf einer Tagung des „Handelsblatts“ in Frankfurt am Main. Das einstige Ziel einer Eigenkapitalrendite von 25 Prozent sei für die Deutsche Bank nicht zu erreichen – auch wegen der gestiegenen Kapitalkosten. Für realistisch hält er eher 14 bis 15 Prozent. Fitschen betonte, die Deutsche Bank habe aus der Krise und dem Vertrauensverlust gelernt. „Wir sind einsichtig, haben Konsequenzen gezogen und werden weitere Konsequenzen ziehen.“ Das sei ein langwieriger Prozess. „Schöne Broschüren bringen uns da nicht einen Millimeter weiter.“

Gemeinsam mit Anshu Jain, mit dem er sich die Führung der Bank teilt, will Fitschen kommende Woche eine neue Strategie vorstellen. Details nannte er am Dienstag nicht, zeichnete aber eine grobe Linie: Es gehe um ein langfristig tragfähiges, transparentes Geschäftsmodell, das von der Öffentlichkeit akzeptiert werde. „Wir müssen klar machen, dass das, was Banken tun, allen einen Nutzen bringt.“ Viel Geld zu verdienen reiche allein ebenso wenig, wie nur einen fairen Umgang mit den Kunden zu versprechen. Fitschen verwahrte sich aber dagegen, Banken alle Versäumnisse der letzten Jahre anzuhängen und auf alles, was sie tun, „mit dem Dreschflegel draufzuschlagen“.

Fitschen zufolge sind die Banken nicht in der Lage, die derzeitigen Probleme alleine zu bewältigen. Es müsse eine Lösung für die „Schicksalsgemeinschaft zwischen Staaten und Banken“ gefunden werden. Dazu gehöre auch, dass die Staaten „ihr Haus wieder in Ordnung bringen und die Kapitalmarktfähigkeit wieder herstellen“, sagt er.

Lob gab es für die deutschen Mittelständler. Sie hätten ihre Wettbewerbsfähigkeit weiter verbessert und nie zuvor über so viel Eigenkapital verfügt. Fitschen warb für gemeinsame Anstrengungen von Finanz- und Realwirtschaft. Dies betonte auch Hans-Peter Keitel, Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI). „Wir werden die Finanzkrise nur gemeinsam überwinden. Jeder muss dabei tun, was er am besten kann.“ Noch gehe es der Realwirtschaft gut, sie brauche aber langfristig ein vernünftiges Verhältnis zu Banken und Sparkassen. „Wir brauchen wieder Augenkontakt und eine Mentalität des Handschlags“, sagte Keitel vor den rund 400 Bankern.

Die Unternehmen hätten mit ihren jüngsten Erfolgen auch die Banken entlastet. Die Institute müssten derzeit kaum Rückstellungen für wackelige Kredite bilden. Zugleich bekräftigte Keitel, dass Unternehmen auf Großbanken genauso angewiesen seien wie auf Sparkassen und Volksbanken. Dazu wäre es nach Ansicht des BDI-Präsidenten gut, wenn sich die Institute etwa bei Regulierungsfragen oder mit Blick auf die europäische Bankenunion auf eine gemeinsame Position verständigten.

Danach sieht es aktuell aber nicht aus. Während Fitschen betonte, eine Bankenunion unter anderem unter europäischer Aufsicht mache sehr viel Sinn, hält der neue Sparkassen-Präsident Georg Fahrenschon eine bei der Europäischen Zentralbank (EZB) angesiedelte Bankenaufsicht für falsch. Dazu habe sie viel zu wenig Personal. „Außerdem hat mir noch niemand erklären können, weshalb es die Bewahrung der Systemstabilität in Europa notwendig macht, dass sich statt Bundesbank und Bafin die EZB mit der Sparkasse Westmünsterland oder der Volksbank Paderborn-Höxter-Detmold beschäftigt. Da ist die EZB doch viel zu weit weg“, sagte Fahrenschon.

Auch einen europäischen Einlagensicherungsfonds lehnt er entschieden ab. Damit würde die gegenseitige Institutssicherung der Sparkassen ausgehebelt. Es gehe offenbar nicht um einen optimalen Kundenschutz, sondern darum, für Kunden der Sparkassen gedachte Sicherungsmittel anderweitig einzusetzen. „Insgesamt verklärt das schöne Wort Bankenunion, dass hier in einem Umverteilungsmechanismus die Soliden angezapft werden sollen, damit die Unsoliden ihr Geschäftsmodell nicht ändern müssen.“

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