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© dpa

Krise: Fluggesellschaften auf Crashkurs

Sinkende Passagierzahlen und steigende Spritpreise setzen die Fluggesellschaften immer mehr unter Druck.

Berlin - Bei Europas Fluggesellschaften steigt der Kabinendruck: Nach dem deutschen Marktführer Lufthansa und der größten europäischen Airline Air France-KLM meldet auch die angeschlagene British Airways einen Rekordverlust. Im ersten Geschäftsquartal machte das Luftfahrtunternehmen wegen der schwachen Nachfrage ein Minus von 94 Millionen Pfund (100 Millionen Euro), teilte der Konzern am Freitag in London mit. Im Vorjahr hatte British Airways noch einen Gewinn von 37 Millionen Pfund erwirtschaftet. Der Umsatz, traditionell eigentlich stark im ersten Vierteljahr, schrumpfte um zwölf Prozent auf 1,98 Milliarden Pfund.

Es ist das erste Mal seit der Privatisierung vor mehr als 20 Jahren, dass die britische Fluglinie in einem Anfangsquartal in die roten Zahlen rutscht. Wegen des dramatischen Ergebnisses will die Airline ihr Angebot radikal zusammenstreichen: Bis zur Wintersaison 2010 sollen 22 Flieger der Flotte am Boden bleiben.

British Airways hatte bereits im vergangenen Geschäftsjahr einen Verlust von 401 Millionen Pfund gemacht und die Kosten kräftig reduziert: 4000 Jobs wurden abgebaut, rund zehn Prozent der Belegschaft mussten gehen. Etwa 7000 Mitarbeiter sind zurzeit von einem Sparprogramm betroffen. Teilweise verzichten Führungskräfte freiwillig auf Gehaltszahlungen. Im laufenden Geschäftsjahr wolle das Luftfahrtunternehmen weitere 145 Millionen Pfund an Kosten einsparen, sagte BA-Chef Willie Walsh am Freitag in London. Der Ire zeigte sich im Hinblick auf die nähere Unternehmenszukunft pessimistisch, zuletzt hatte er bereits von einem „Kampf ums Überleben“ gesprochen. Jetzt sagte Walsh, der Markt zeige wegen des langen Atems der Krise weiter „keine Anzeichen der Besserung“. Fluggesellschaften geraten zurzeit weltweit ins Trudeln. Allein im Juni seien die Erlöse zwischen 25 und 30 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat eingebrochen, erklärte die Weltluftfahrtorganisation IATA in Genf. Die globale Wirtschaftskrise schlage vor allem auf das Frachtgeschäft durch, das Volumen an transportierter Ladung sei um 16,5 Prozent zurückgegangen. Bei den Passagierzahlen gestalte sich der Abschwung moderater, sie seien nur um 7,2 Prozent gesunken.

Andere Experten machen gestiegene Kerosin-Preise und sinkende Passagierzahlen in der umsatzstarken First- und Business Class für die Misere verantwortlich. Von dort gebe es eine regelrechte „Passagierwanderung in die Economyclass“, sagte ein Lufthansa-Sprecher in Frankfurt am Main.

Auch Air France-KLM steckt in heftigen Turbulenzen. Das Unternehmen hatte am Donnerstagabend in Paris einen unerwartet hohen Verlust von 426 Millionen Euro im zweiten Quartal gemeldet. Im Vorjahreszeitraum flog Air France-KLM noch einen Gewinn von 149 Millionen Euro ein. Lufthansa hatte bereits zur Wochenmitte einen Halbjahresverlust von 216 Millionen Euro vermeldet und ein milliardenschweres Sparprogramm angekündigt. Dank vorheriger Einsparungen konnte der Konzern trotzdem noch einen Quartalsgewinn von 40 Millionen Euro erzielen.

Die zweitgrößte deutsche Airline Air Berlin legt erst Ende August Zahlen vor. Commerzbank-Analyst Frank Skodzik sieht das Unternehmen mit seinem Geschäftsmodell „in der Krise gut aufgestellt“. Die Verkehrszahlen hätten sich gut entwickelt, auch die Durchschnittserlöse seien gestiegen. Per-Ola Hellgren von der Landesbank Baden-Württemberg sagt, Air Berlin könne in der Krise Kunden der teureren Airlines abschöpfen. Dennoch rechnet er bei den anstehenden Quartalszahlen mit einem Nettoverlust: „Keiner ist in dieser Krise gut aufgestellt.“

Adrian Pickshaus

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