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Condor

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Fluglinien: Easyjet hat keine Angst vor Air Berlin

Konkurrenten und Analysten betrachten das Wachstum des deutschen Billigfliegers skeptisch. Mit der Übernahme von Condor zahlt Air Berlin einen zu hohen Preis, denken viele.

Düsseldorf - Die Expansion von Air Berlin schreckt die europäische Billigkonkurrenz nicht. Durch die geplante Übernahme der Condor sieht Andrew Harrison, Vorstandschef von Easyjet, die zweitgrößte deutsche Fluggesellschaft eher geschwächt als gestärkt. „Air Berlin ist mit sich selbst beschäftigt. Außer Komplexität gewinnt Air Berlin nichts“, sagte Harrison im Gespräch mit dem Handelsblatt. Easyjet setze demgegenüber auf organisches Wachstum und Profitabilität. Für das laufende Geschäftsjahr, das am 30. September endete, erwarten die Briten ein Umsatzplus von 15 Prozent und eine Gewinnsteigerung von bis zu 50 Prozent.

Easyjet hat sich aus der Konsolidierung bisher rausgehalten und will es auch weiter tun. „Akquisitionen begeistern nur kurzfristig, organisches und profitables Wachstum hingegen mittel- und langfristig“, sagt Harrison. Selbst eine Fusion mit der Billigfluglinie Virgin Atlantic, die über den Nordatlantik fliegt und die Kurz- und Mittelstrecken von Easyjet theoretisch ergänzen könnte, würde keinen Sinn ergeben. „Es gäbe keine Synergien. Einzig der Managementaufwand würde sich erhöhen“, sagt Harrison. Easyjet konzentriere sich auf das eigene Geschäftsmodell und somit auf Direktflüge innerhalb Europas. Langstrecke und Business Class wie bei Air Berlin werde es bei Easyjet nicht geben.

Air Berlin sichert sich mit dem Kauf der Condor 35 Flugzeuge, 7,8 Millionen Passagiere sowie Start- und Landerechte in Frankfurt am Main. Die 500 bis 600 Millionen Euro, die Air Berlin dafür voraussichtlich an den bisherigen Mehrheitseigner, den Kaufhaus- und Reisekonzern Arcandor, zahlen muss, sind allerdings ein hoher Preis – gemessen an der Ertragsschwäche der Condor und gemessen an dem, was Arcandor dafür zuvor an den ehemaligen Mehrheitseigentümer Lufthansa bezahlt hatte. Als wirklich werthaltig gelten die Start- und Landerechte in Frankfurt, dem größten deutschen Flughafen. Die Integration der Condor wird zudem Jahre dauern.

An den Finanzmärkten wird Air Berlin kritisch beobachtet. „Air Berlin geht mit der Condor an ihre Grenzen – bilanziell und operativ“, sagt Ulrich Horstmann von der Bayern LB. Die Zeitspanne sei groß. Und für Jürgen Pieper vom Bankhaus Metzler sind die von Vorstandschef Joachim Hunold avisierten Synergien von 70 bis 100 Millionen Euro pro Jahr „nicht ganz nachzuvollziehen“. „Die Integration der LTU läuft noch und die der Condor kann erst 2009 angegangen werden. Jetzt schon Synergien zu beziffern, ist wagemutig.“

Die Zurückhaltung der Finanzgemeinde und die Zuversicht der Konkurrenz erhalten ihre Nahrung aus den schlechten Halbjahreszahlen von Air Berlin, die im August zu einer gesenkten Jahresprognose geführt haben, sowie unabhängigen Marktstudien. Einer Untersuchung der Stiftung Warentest zufolge gehört Air Berlin in Deutschland aufgrund stark gestiegener Preise nicht mehr zur Kategorie der Billigflieger. Und in Großbritannien ist Air Berlin auf dem Rückzug. Nach Informationen des „Handelsblatts“ will sich die zweitgrößte deutsche Fluglinie aus dem Heimatmarkt von Easyjet und Ryanair wieder verabschieden. (HB)

Tanja Kewes

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