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Wenig Schwung. Im Juni sank das Inlandsgeschäft der Maschinenbauer um vier Prozent, das Auslandsgeschäft um sechs Prozent.

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Folgen der Krise: Auch im Maschinenbau kommt der Aufschwung später

Der deutsche Maschinenbau mit seinen 980 000 Beschäftigten leidet unter der Krise – auch die EZB erwartet erst 2014 eine Erholung.

Berlin - Die Autoindustrie, die Chemie, der Maschinenbau, der Einzelhandel – keine Schlüsselbranche der deutschen Wirtschaft bleibt von den Folgen der europäischen Schuldenkrise verschont. Sah es lange so aus, als könne sich Deutschland ökonomisch von den Problemen Südeuropas abschotten, zeigt sich immer deutlicher, wie abhängig die Unternehmen hierzulande von den Absatzmärkten im Euroraum sind.

Auch aus diesem Grund bleibt die Europäische Zentralbank (EZB) auf ihrem Kurs des billigen Geldes, um Investitionen und Konsum anzuregen: Der EZB-Rat beschloss am Donnerstag wie erwartet, die geldpolitischen Zügel locker zu lassen und hält den Leitzins im Euroraum auf dem Rekordtief von 0,5 Prozent. Am Vorabend hatte auch die US-Notenbank Fed keine Hinweise auf ein Ende ihrer ultralockeren Geldpolitik gegeben.

Der deutsche Maschinenbau, der 980 000 Beschäftigte zählt, erklärte am Donnerstag, dass er weiter unter der Rezession im Euroraum und der schwachen Weltkonjunktur leidet. Im Juni lagen die Auftragseingänge preisbereinigt (real) um fünf Prozent unter dem Vorjahreswert, wie der Branchenverband VDMA bekannt gab. „Der deutsche Maschinen- und Anlagenbau muss sich weiter in Geduld üben, der Aufschwung lässt auf sich warten“, sagte Chefvolkswirt Ralph Wiechers. Die Hoffnungen auf ein Wachstum der mittelständisch geprägten Branche in diesem Jahr hat der Verband inzwischen begraben. Im Juni sank das Inlandsgeschäft um vier Prozent, das Auslandsgeschäft um sechs Prozent. Die schwachen Inlandsorder seien ein Spiegelbild der unbefriedigenden Investitionstätigkeit in Deutschland, sagte Wiechers. Noch schwächer verlief im Juni das Geschäft mit den Euro-Partnerländern. Bei einem Rückgang um 19 Prozent im Juni falle es schwer, von einer wirtschaftlichen Stabilisierung der Eurozone zu reden. Auch die zaghaften Impulse der verbleibenden Weltwirtschaft konnten die Nachfrage nicht ins Plus ziehen.

Insgesamt ergab sich beim Auftragseingang im ersten Halbjahr ein Minus von einem Prozent. „Das hört sich nicht dramatisch an“, sagte Wiechers. Das Inlandsgeschäft sei aber enttäuschend verlaufen: „Ein Minus von sechs Prozent reflektiert letztlich die schwache Nachfrage nach Ausrüstungsinvestitionen in Deutschland.Es wird zu wenig investiert.“ Dabei mache sich die Krise im Euroraum bemerkbar: „Denn viele Investitionen sind ausgerichtet auf den Euromarkt. Entsprechend ist die Nachfrage geringer.“ Etwas überraschend nahmen dabei die Bestellungen aus dem Euroraum selbst in den ersten sechs Monaten aber um zwei Prozent zu, während die Order aus dem Rest der Welt auf Vorjahresniveau stagnierten. „Wir haben im Euroraum Nachholbedarf, um die Wettbewerbsfähigkeit zu steigern“, erklärte der VDMA-Chefvolkswirt diese Entwicklung. Bereits Anfang Juli hatte der Verband seine Prognose für 2013 deutlich gesenkt. Ursprünglich war ein Plus bei der Produktion von zwei Prozent in diesem Jahr angepeilt worden. Inzwischen haben sich die exportorientierten Maschinenbauer auf ein Minus von einem Prozent eingestellt.

Die EZB deutete am Donnerstag an, ihren Leitzins angesichts der schwachen Konjunktur mindestens noch bis 2014 auf niedrigem Niveau zu halten. Er werde „für einen längeren Zeitraum auf dem aktuellen Niveau oder darunter liegen“, sagte EZB-Präsident Mario Draghi. „Das wird die schrittweise Erholung der Konjunktur im Rest des Jahres und 2014 stützen.“ Die Wirtschaft habe sich zuletzt zwar stabilisiert, „allerdings auf niedrigem Niveau“. Zudem sei die Inflationsgefahr auch auf mittlere Sicht gering. In Deutschland war die Teuerungsrate im Juli auf 1,9 Prozent gestiegen. Draghi hatte die Märkte Anfang Juli mit einem Bekenntnis zu langfristig niedrigen Zinsen („Forward Guidance“) überrascht. mit dpa,rtr

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