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Finanzkrise: Frankreich leiht seinen Autobauern 6,5 Milliarden Euro

Präsident Sarkozy erwartet Job- und Standortzusagen für die Unterstützung. Deutsche Hersteller fürchten einen Subventionswettlauf.

München/Paris - Die Finanzkrise bringt die deutschen Autohersteller immer stärker in Bedrängnis. Nach den drastischen Absatzeinbrüchen im Januar wächst nun auch die Sorge vor einem weltweiten Subventionswettlauf. Am Montag kündigte die französische Regierung an, Renault und Peugeot mit insgesamt 6,5 Milliarden Euro unter die Arme greifen zu wollen. Damit ist Frankreich nach Großbritannien und den USA die dritte Nation, die ihre Autoindustrie mit massiven Subventionen unterstützen will.

In der deutschen Autoindustrie wächst die Verärgerung. „Wir sind gegen wettbewerbsverzerrende Maßnahmen in Europa und anderswo – und wir wollen keinen internationalen Subventionswettlauf“, sagte der Geschäftsführer des Verbandes der Deutschen Automobilindustrie (VDA), Klaus Bräunig, dem „Handelsblatt“. „Das ist eine eindeutige Wettbewerbsverzerrung“, sagte ein anderer deutscher Topmanager. Frankreich will mit Geld vor allem den Bau und die Entwicklung umweltfreundlicher und damit wettbewerbsfähiger Autos fördern. Es handle sich nicht um eine Beihilfe, sondern um ein Fünf-Jahres-Darlehen, das mit sechs Prozent verzinst werde, kündigte Präsident Nicolas Sarkozy an. Als Gegenleistung hätten die Unternehmen sich verpflichtet, kein Werk in Frankreich zu schließen und alles zu tun, um Entlassungen zu verhindern. „Der Staat hat sich dazu entschlossen, weil die Krise der Autoindustrie ein außergewöhnliches Ausmaß angenommen hat“, sagte Sarkozy.

In Berlin stoßen die Pläne auf Unverständnis. Man denke nicht daran, deutschen Autobauern vergleichbare Hilfe zuteilwerden zu lassen, hieß es aus Kreisen der Bundesregierung. Im Übrigen seien die französischen Konzepte angreifbar. „Die Sache muss europarechtlich sauber sein“, heißt es. Grundsätzlich hat die EU- Kommission zwar angesichts der wirtschaftlichen Krise eine großzügige Auslegung der Beihilferegelungen in Aussicht gestellt. Diese Zusage dürfe jedoch nicht als Freifahrtschein missverstanden werden, sagte ein Regierungsmitglied.

Bundeskanzlerin Angela Merkel sprach sich am Montagabend erneut gegen eine Abschottung der Märkte aus. „Vor allem müssen wir uns jetzt hüten, protektionistisch zu werden, (so) dass die Deutschen nur noch deutsche Autos kaufen wollen und die Franzosen nur noch französische und die Amerikaner nur noch amerikanischen Stahl“, sagte Merkel in Berlin beim Empfang des Diplomatischen Corps. „Dann werden wir nicht vorankommen auf dieser Welt.“ Zuvor war zwischen der tschechischen EU-Ratspräsidentschaft und der französischen Regierung ein Streit über Frankreichs Milliardenhilfen entbrannt. Tschechien und Vertreter der EU-Kommission warfen der Regierung von Präsident Sarkozy vor, mit den Auflagen für die Autoindustrie gegen EU-Recht zu verstoßen und protektionistische Tendenzen zu schüren. Die Deutschen liebäugeln ebenfalls mit staatlichen Hilfen jenseits der Abwrackprämie. So sieht das Konjunkturprogramm II einen „Wirtschaftsfonds Deutschland“ vor, der zinsgünstige Bürgschaften und Kredite über 100 Milliarden Euro enthält und auch der Autoindustrie helfen soll. HB/dpa

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