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Cordes

© dpa

Führungswechsel: Der Mercedes-Mann

Industriemanager Eckhard Cordes macht sich selbst zum Metro-Chef. Für die Börse ein Freudenfest.

Berlin - Es gibt sie noch, die Shareholder-Value-Orientierung, und weil man so lange nichts davon gehört hat, war die Freude am Donnerstag umso größer. Geradezu mit einem Kursfeuerwerk feierte die Börse den Wechsel an der Spitze der Metro, dem drittgrößten Handelskonzern der Welt. Um zeitweise gut acht Prozent stieg der Kurs der Aktie – und damit der Börsenwert der Metro um mehr als 800 Millionen Euro. Das Versprechen des neuen Vorstandschefs Eckhard Cordes, eine „wertorientierte Unternehmensstruktur“ einzuziehen, reichte also schon, um den Wert des Konzerns zu erhöhen. Was in den nächsten Monaten kommt, liegt auf der Hand: Cordes wird die Verbrauchermärkte unter der Marke Real, die seit Jahren nicht richtig in Schwung kommen und für Verluste stehen, abstoßen. Und auch die Kaufhof-Kaufhäuser dürften kaum eine Perspektive bei der Metro haben. Der Großhandel unter der Marke Cash & Carry sowie die Elektronikketten Media Markt und Saturn werden künftig noch mehr Gewicht haben in dem Konzern, der mehr als 60 Milliarden Euro umsetzt und 2006 einen Überschuss von 1,2 Milliarden Euro erreichte.

Chef der mehr als 240 000 Mitarbeiter in 30 Ländern ist künftig Eckhard Cordes, 56 Jahre alt, gebürtig im holsteinischen Neumünster, promovierter Betriebswirt. Cordes ist eigentlich ein Mercedes-Mann. Mehr als 30 Jahre war er für den Autohersteller tätig und hatte sich eigentlich ausgerechnet, die Nachfolge seines Kumpels Jürgen Schrempp anzutreten. Doch dann kam alles anders: Schrempp und Daimler-Aufsichtsratschef Hilmar Kopper entschieden sich für Dieter Zetsche. Cordes schmiss die Brocken hin, verließ den Stuttgarter Weltkonzern und ging nach Duisburg, an die Spitze des Konglomerats Haniel. Das kam überraschend: Was sollte der große Stratege, der mit Schrempp zusammen die Welt AG ausgeheckt hatte, an der Spitze einer 1757 gegründeten Familienfirma im Ruhrgebiet?

Doch immerhin: Im vergangenen Jahr kam Haniel mit den Bereichen Pharmahandel (Celesio, Doc Morris), der Sanierung von Brand- und Wasserschäden, dem Handel mit Baustoffen und Edelstahl und der Vermietung von Bürokleidung auf fast 27 Milliarden Euro Umsatz, der Gewinn vor Steuern war mit 1,15 Milliarden Euro so hoch wie noch nie in der Geschichte des Unternehmens.

Aber Cordes, seit Anfang 2006 Haniel-Chef, will mehr: Vor drei Wochen wird die Aufstockung des Anteils an der Metro bekannt. Statt 15,68 Prozent hält Haniel nun 34,24 Prozent an dem Handelskonzern – und kommt damit gemeinsam mit der verbündeten Metro-Gründerfamilie Schmidt Ruthenbeck auf 50,01 Prozent. Das reicht. Mit dieser Mehrheit kann Cordes den von ihm gering geschätzten Metro-Chef Hans-Joachim Körber absetzen – und sich gleich selbst auf den Chefposten platzieren. Offenbar ist es für den asketischen Cordes, in zweiter Ehe verheiratet, vier Kinder, kein Problem, zwei Konzerne mit insgesamt rund 300 000 Mitarbeitern zu führen.

Die 562 Erben–Gesellschafter der Ruhrdynastie Haniel lassen ihn gewähren, weil er Rekordrenditen verspricht und realisiert. Anders als Körber, der bei Oetker in Bielefeld seine Laufbahn begann, ist Cordes indes Anfänger im klassischen Handelsgeschäft. Ein Industriemann ohne Erfahrung in Warenhäusern. Dafür bringt er jede Menge Managerqualitäten mit: Schnell und schnörkellos, entscheidungsfreudig und unprätentiös mit dem geschulten Blick des Controllers und der beinharten Attitüde des in vielen Kauf- und Verkaufsverhandlungen abgebrühten Strategen. Cordes ist so gut ausgebildet und war erfolgreich als Sanierer der Nutzfahrzeug- und der Pkw-Sparte von Daimler-Chrysler, dass er sogar als Siemens-Chef im Gespräch war. Als Metro/Haniel-Boss ist er nun nicht weniger mächtig.

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