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Wirtschaft: Für erste Weltausstellung auf deutschem Boden beginnt das Millennium erst am 1. Juni

Wenn es nach den Organisatoren der Weltausstellung Expo 2000 in Hannover geht, dann soll jeder, der an das kommende Jahr denkt, vor allem an die Expo denken. Noch indes ist es nicht so weit.

Wenn es nach den Organisatoren der Weltausstellung Expo 2000 in Hannover geht, dann soll jeder, der an das kommende Jahr denkt, vor allem an die Expo denken. Noch indes ist es nicht so weit.

Erst im kommenden Jahr nämlich beginnt die große Werbekampagne zur ersten Weltausstellung auf deutschem Boden. "Unsere Jahr-2000-Feier ist zur Eröffnung am 1. Juni", sagt Expo-Sprecher Andreas Lampersbach. Mit den großen Millenniumsfeiern hätten die Hannoveraner erst gar nicht versucht zu konkurrieren. Die meisten der 420 Mitarbeiter nutzen die Zeit bis zum 3. Januar für den letzten Urlaub vor dem Endspurt bis zur Eröffnungsfeier.

Kein Wunder, dass sich der Blick vorerst auf eine Konkurrenzveranstaltung außerhalb Deutschlands richtet. Denn in London fängt der emsige Betrieb des neuen Millennium Domes schon am 1. Januar an. Mancher kennt ihn aus dem neuen James-Bond-Film "Die Welt ist nicht genug". In der Anfangsszene endet die fulminante Verfolgungsjagd über die Themse auf dem Dach des Domes. Er besitzt das größte Dach der Welt, und unter der weißen Kuppel erleben 12 000 Zuschauer, darunter die Queen, schon am Neujahrstag die Millenniumshow.

Vorbild für den gigantischen Dome sind die Attraktionen der Weltausstellungen der vergangenen 150 Jahre. Die erste Expo fand in London statt, und 1851 staunten die Menschen über den riesigen Kristallpalast, der gut einen halben Kilometer lang war. Spätere Wahrzeichen der Expo waren der Eiffelturm (1889) und das Atomium in Brüssel (1958), die 165-milliardenfache Vergrößerung eines Eisenkristalls. Ob die Expo 2000 da mithalten kann? Als ihr besonderes Bauwerk gilt eine Fußgängerbrücke.

Auf dem Messegelände im Südosten Hannovers errichten 53 Länder eigene Expo-Pavillons - ausgerechnet die Vereinigten Staaten sind nicht dabei. Die USA, in denen schon 1876 eine Weltausstellung lief, bekamen nicht genügend Sponsorengelder für ihren ursprünglich geplanten Pavillon zusammen. 175 Nationen und 16 internationale Organisationen wollen sich auf dem Areal darstellen. Sogar wenn das eine oder andere Land noch abspringt, sind das mehr Länder als 1992 in Sevilla, das mit 110 Teilnehmer-Nationen den Rekord hält.

Birgit Breuel sieht darin eine "gewaltige Standortwerbung" für Deutschland. Sie ist seit vier Jahren Expo-Generalkommissarin und damit höchste Botschafterin der Weltschau im Niedersächsischen. Als Herausforderung betrachtet sie, dass wirklich alles zum 1. Juni fertig wird. Für die deutschen Bauten sei sie "sehr guter Dinge", sagt Breuel. Nur was einige Nationen anbelangt, so "müssen die sich noch ein bisschen sputen".

Der Zeitplan ist ambitioniert, das Anfangsdatum steht - unverrückbar. Nichts wäre peinlicher als ein Expo-Start auf der Baustelle. Schließlich will die Expo von jedem Besucher gleich am ersten Tag den vollen Eintritt von 69 Mark verlangen.

Schon von großen Gebäuden umringst ist die Expo-Plaza, der zentrale Platz der Weltausstellung, laut Expo die "größte Baustelle Europas". Die 12 000 Zuschauer fassende Expo-Arena, Schauplatz zahlreicher Ereignisse, zeigt die fertige Fassade aus Glas und Klinkern. Auch der futuristisch anmutende deutsche Pavillon steht bereits auf seinem Platz. Trotz heftiger Diskussionen, die die öffentlichen Geldgeber gelegentlich neu anheizten, wollen die Ausstellungsmacher 40 Millionen Besuche nach Hannover locken. Ob sie wirklich kommen, wissen sogar - trotz zahlreicher Prognosen - die Expo-Organisatoren noch nicht. Denn die größte Unbekannte in ihrer Rechnung ist das Wetter.

Deswegen zweifelt mancher Unternehmensvertreter an den "Abermilliarden von Kontakten", die die Expo ihren Sponsoren in Aussicht stellt. Überdies finden es selbst Großunternehmen schwer, ein eigenes und werbewirksames Profil für ihre Präsentation zu entwickeln. "Die Expo ist kein Fußballspiel", sagt ein Wirtschaftsvertreter. Die Unwägbarkeit hat den erhofften Andrang von Geldgebern beschränkt. Dazu kamen Pannen in der öffentlichen Darstellung der Expo. Manager und Sprecher kamen und gingen. Im Dezember drehten sich viele Medienberichte um die angebliche Abberufung des erst im laufenden Jahr teuer nach Hannover geholten Medienberaters Hans-Erich Bilges. Dagegen trat die Positivmeldung, die Expo habe endlich einen weiteren Hauptsponsor gefunden, in den Hintergrund. Dabei lässt es sich die Lufthansa 30 Millionen Mark kosten, als Weltpartner zu gelten. Immerhin ist die Fluggesellschaft der elfte Hauptsponsor, zu denen unter anderem Siemens, DaimlerChrysler und VW, die Sparkassen und die Deutsche Post zählen.

Der Staat bürgt mit 1,8 Milliarden

Ein Partner im Chemiebereich fehle noch, hieß es lange. Er wird sich wohl auch auf den letzten Drücker kaum noch finden lassen. Schließlich haben die Expo-Macher in der Anfangsphase mit ihrer starken ökologischen Ausrichtung die Branche verschreckt. So bewarben sich die Niedersachsen mit dem Motto "Mensch - Natur - Technik" und setzten sich gegen weltweite Konkurrenz durch. Derweil musste die öffentliche Hand ihre Bürgschaften auf inzwischen 1,77 Milliarden Mark erhöhen. Ein Verlust von 200 Millionen Mark ist fest eingeplant, möglich sind indes auch noch 400 Millionen Mark. Vergessen ist die Garantie, diese Weltausstellung sei die erste, die sich ganz ohne Subventionen finanzieren lasse. Trotzdem musste die Expo sparen.

Aufwendige Lichteffekte wurden kurzerhand gekürzt, auch bei den Sicherheitskräften und der Pflege der Grünanlagen spart die Gesellschaft. Dafür bleibt es bei der beabsichtigen Werbung - und die geht pünktlich los, im Januar im Ausland. Die Expo-Gesellschaft lässt an den Grenzen zu 13 Nachbarländern in den jeweiligen Sprachen Schilder aufstellen: "Liebe Nachbarn, am 1. Juni 2000 feiern wir die Eröffnung der Weltausstellung Expo 2000 in Hannover. Es könnte etwas lauter werden. Aber wenn Sie Lust haben, schauen sie ruhig vorbei." Die Macher geben sich optimistisch. "Wir sind das einzige Unternehmen, das garantiert kein Jahr-2000-Problem hat", sagt Expo-Sprecher Lampersbach. "Wir bauen auf diese Jahreszahl."Die Expo im Internet: http://www.expo2000.de

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