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Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne)

© Imago/Chris Emil Janßen

Update

Verkauf des Wärmepumpen-Geschäfts: Habeck kündigt Prüfung von Viessmanns US-Deal an

Der US-Konkurrent Carrier Global übernimmt das Geschäft des deutschen Heizungsbauers für zwölf Milliarden Euro. Die Bundesregierung sieht das grundsätzlich positiv.

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Das hessische Familienunternehmen Viessmann wird größtenteils für zwölf Milliarden Euro in die USA verkauft. Der Klimaanlagen-Hersteller Carrier Global aus dem US-Bundesstaat Florida übernimmt die dominierende Heiz- und Klimatechnik-Sparte von Viessmann, wie die Unternehmen am Dienstagabend mitteilten.

Die Gründerfamilie erhält 80 Prozent des Kaufpreises in bar und 20 Prozent in Form von Carrier-Aktien. Viessmann-Chef Max Viessmann zieht in den Verwaltungsrat von Carrier ein. Carrier-Chef David Gitlin sprach von einer „spielverändernden Gelegenheit“.

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck will den Verkauf unter die Lupe nehmen. „Wir werden uns das Vorhaben im Rahmen der vorgesehenen Prüfschritte anschauen und sind im Gespräch mit dem Verkäufer und dem Investor, damit das Projekt unserer Wirtschaft und dem Standort Deutschland dient“, sagte der Grünen-Politiker am Mittwoch.

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Die Vorteile der deutschen Energiepolitik und Gewinne, die damit erwirtschaftet würden, müssten weiter dem Standort Deutschland zugutekommen. Gerade deutsche Unternehmen hätten die Wärmepumpentechnik vorangebracht, sagte Habeck.

Bisher kein Investitionsprüfverfahren eingeleitet

In allen Fällen, in denen ein Nicht-EU-Land an einer Übernahme beteiligt ist, ist grundsätzlich eine Investitionsprüfung möglich. Im Fall Viessmann ist dies nach Angaben des Wirtschaftsministeriums aber bislang nicht vorgesehen. Die Prüfung beantragen kann der Erwerber. Die Bundesregierung unter Federführung des Wirtschaftsministeriums kann zudem selbst ein Prüfverfahren einleiten. 

Bundeskanzler Olaf Scholz sieht den Einstieg Carrier Globals bei Viessmann grundsätzlich positiv. „Dies ist wegen der Wärmewende als gute Nachricht zu bezeichnen“, sagte Regierungssprecher Steffen Hebestreit am Mittwoch. Es sei ein Schritt, der die Wärmepumpen-Produktion steigern könne und der die Attraktivität eines von einem deutschen Hersteller entwickelten Knowhows zeige.

Chef von Carrier Global gibt sich versöhnlich

Der Chef des US-Konzerns Carrier Global, David Gitlin, bemühte sich derweil, Befürchtungen zu drohenden Sparmaßnahmen auszuräumen. „Es geht nicht um Job-Abbau. Wir kommen nicht, um Fabriken zu schließen - im Gegenteil“, sagte Gitlin am Mittwoch bei einer Konferenzschalte mit Investoren und Finanzanalysten. „Wir kommen, um in Deutschland zu investieren, um in die Belegschaft zu investieren, in Wachstum zu investieren“, verkündete der Carrier-Chef.

Viessmann sei ein „phänomenales“ Unternehmen, das „gewaltige“ Gelegenheiten biete. Die rund 11 000 Beschäftigten des Mittelständlers aus Hessen begrüßte Gitlin als neuen „Teil unserer Familie“. Anleger sehen den Deal allerdings weiter skeptisch und ließen Carriers Aktien im US-Handel um über drei Prozent sinken.

In der Viessmann-Sparte Climate Solutions arbeiten 11.000 der 14.500 Mitarbeiter des Traditionskonzerns aus Allendorf an der Eder. Sie erwartet für 2023 einen Umsatz von vier Milliarden Euro und ein operatives Ergebnis (Ebitda) von rund 700 Millionen Euro.

Das Unternehmen ist neben Bosch (Buderus) und Vaillant einer der größten Heiztechnik-Hersteller in Deutschland und hofft auf eine große Rolle bei der von der Bundesregierung forcierten Umstellung auf Wärmepumpen. Der Wärmepumpen-Markt in Europa werde sich bis 2027 auf 15 Milliarden Euro verdreifachen, erklärte Carrier. (Reuters, dpa)

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