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Wirtschaft: Fußball-Bund lässt Adidas zappeln

Wird der Sponsorvertrag nicht verlängert, rüstet ab 2011 Nike die Nationalelf aus – notfalls soll ein Schiedsgericht entscheiden

Frankfurt am Main - Adidas muss weiter um den imageträchtigen Sponsorvertrag mit dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) bangen. Hintergrund ist ein 600 Millionen Euro schweres Angebot, das Adidas-Konkurrent Nike dem DFB Ende 2006 vorgelegt hat. Ein Vertrag mit dem größten Sportartikelhersteller der Welt würde dem Fußball-Bund sechs Mal so hohe Einnahmen bescheren.

Adidas und der DFB streiten darüber, ob der im August eigentlich schon geschlossene Vertrag über die Verlängerung der Zusammenarbeit bis 2014 rechtsgültig ist. DFB-Präsident Theo Zwanziger bestritt dies am Dienstag in einem Krisengespräch mit Adidas-Vorstandschef Herbert Hainer in Frankfurt und legte ein entsprechendes Gutachten vor. Adidas sieht das anders und wird das Gutachten jetzt prüfen. Sollten sich die Bedenken des Unternehmens erhärten, soll ein Schiedsgericht entscheiden.

Der DFB wolle die jahrzehntelange gute Zusammenarbeit mit Adidas, so Zwanziger, im Prinzip fortsetzen. „Wir verhandeln weiter mit Adidas und nicht mit Nike.“ Er sieht sich als Treuhänder des DFB-Vermögens aber in der Pflicht, die Rechtslage zu klären. „Ich kann ein sehr interessantes wirtschaftliches Angebot nicht einfach übergehen. Sonst flattert mir morgen eine Strafanzeige auf den Tisch“, sagte Zwanziger nach dem Gespräch mit Hainer. „Ich kann nicht ein Produkt für ein Sechstel des Wertes verkaufen, den ein anderer bietet.“ Zwanziger räumte ein, dass er zwar mit einem Angebot von Nike gerechnet habe, aber niemals in dieser Höhe.

Die Amerikaner wollen dem DFB von 2011 an für acht Jahre insgesamt eine halbe Milliarde Euro überweisen, pro Jahr also 60 Millionen. Dazu soll es einen Bonus von 50 Millionen Euro allein für die Vertragsunterschrift geben. Zusammen mit Hosen, Trikots und Schuhen sowie weiteren Sozial- und Marketingleistungen beläuft sich das Angebot auf rund 660 Millionen Euro. Adidas zahlt bis 2011 nur zwischen zehn und elf Millionen Euro pro Jahr.

Für Adidas ist die Verbindung mit dem DFB sehr wichtig. „Daran hängt eine große Reputation“, sagte Steffen Tolzien, Analyst bei der Dresdner Bank. Er vermutet, dass Nike gar nicht so sehr am Abschluss mit dem DFB interessiert ist, sondern dem Konkurrenten „ein faules Ei ins Nest legen“ und Ressourcen bei Adidas binden will. Adidas beruft sich auf eine Vereinbarung vom 31. August 2006. Damals hätten beide Seiten beschlossen, „den bestehenden Vertrag bis mindestens 2014 zu verlängern“. Nach Angaben von Zwanziger gibt es aber bis heute keinen schriftlichen Vertrag und keine einzige Unterschrift. Einige Fußballspieler hatten 2006 darauf bestanden, auch im Nationalteam mit Nike-Schuhen spielen zu dürfen. Zeitweilig stand sogar ein Boykott im Raum. Nach der aus Adidas’ Sicht zugesagten Vertragsverlängerung des DFB gestand der Konzern den Spielern die freie Schuh- und Handschuhwahl zu. ro

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