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Wirtschaft: Geld für Spiele

Beteiligungskapitalfonds für Kreativwirtschaft

Berlin - Computerspiele sind nicht nur zur Unterhaltung da, sondern auch ein immer wichtiger werdender Wirtschaftsfaktor. So jedenfalls sieht das der Berliner Senat und will die Branche stärker unterstützen: Von 2008 an können Spielehersteller Geld aus einem Beteiligungskapitalfonds für kreative Branchen abrufen. Im Topf befinden sich zunächst 30 Millionen Euro, auf die aber auch andere wie etwa Modedesigner Zugriff haben. Tanja Mühlhans, Referentin für Kreativwirtschaft beim Wirtschaftssenat, erntete bei einer Podiumsdiskussion wegen der Förderung der Branche prompt Skepsis.

Tenor der Nachfragen: Warum unterstützt die öffentliche Hand eine Branche, deren Produkte häufig in Verruf geraten? Zum einen stelle die Industrie Killerspiele her, in denen Gewalt verherrlicht würde. Zum anderen führe das Gezocke zu Bewegungsmangel und Übergewicht bei jungen Leuten. Mühlhans zeigte für derartige Bedenken wenig Verständnis und nannte im Verbund mit ihren Mitstreitern auf dem Podium eine lange Liste an Argumenten für die Förderung. Schließlich solle Berlin Entwicklungsimpulse aus einem dynamischen Markt ziehen, der weltweit um rund elf Prozent jährlich wächst. Der globale Umsatz der Computerspielbranche liegt geschätzt bei rund 35 Milliarden Euro. In Deutschland betrug der Umsatz mit verkauften PC- und Videospielen vergangenes Jahr laut verschiedener Studien zwischen 1,3 Milliarden und 1,5 Milliarden Euro. Bei etwa zehn Prozent davon liegt nach einer Schätzung von Mühlhans die von der Branche in Berlin erwirtschaftete Wertschöpfung.

Für ein anhaltendes Wachstum spricht, dass die Branche inzwischen auch Erwachsene und Familien als Zielgruppe entdeckt hat. „Ein Paradigmenwechsel, auf den wir lange gewartet haben“, sagte Thomas Dlugaiczyk, Geschäftsführender Gesellschafter der Games Academy, die an der Spree Programmierer ausbildet.

Hiesige Firmen müssen hohe Finanzierungshürden überspringen. Allein die Herstellung verschlinge 20 Millionen Euro, wenn ein Spiel weltweit ein Erfolg werden soll, berichtete Claas Oehler vom Computerspieleverband G.A.M.E. Die Spiele-Firmen seien bislang „zarte Pflanzen in der Förderlandschaft“. Die will Berlin mithilfe des Fonds nun stärker bewässern, zumal auch die Filmwirtschaft vom Austausch mit den Programmierern profitiere. Zudem befände sich unter den zehn meistverkauften Spielen hierzulande kein einziges Killerspiel, sagte Mühlhans den Kritikern. Werner Kurzlechner

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