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Wirtschaft: Geldanlage ist Vertrauenssache

Expertentalk zum Tagesspiegel-Depotcheck

Berlin - Wenn es ums Geld geht, sind die Deutschen konservativ. Das Sparbuch war im vergangenen Jahr trotz Minizinsen das beliebteste Anlageobjekt. Wer sich hingegen mit seinen Ersparnissen an die Börse wagt, macht auch fünf Jahre nach dem New-Economy-Crash noch immer vermeidbare Fehler: „Viele Anleger haben nicht definiert, welche Risiken sie eingehen wollen und welches Ziel ihre Geldanlage haben soll“, sagte Oliver Hagedorn, Chef der Berliner Vermögensberatung Avesco, am Donnerstagabend in Berlin. Und: „Gefühle und mangelnde Disziplin spielen eine viel zu große Rolle – und das kostet Geld.“

Hagedorn stützt seine Erkenntnis unter anderem auf die Ergebnisse des Depotchecks, den Avesco zusammen mit der Tagesspiegel-Onlineredaktion Ende vergangenen Jahres angeboten hatte. 130 Leser dieser Zeitung beteiligten sich, Depots im Gesamtwert von mehr als 30 Millionen Euro wurden unter die Lupe genommen. Auf einem Expertentalk, den Tagesspiegel-Beirat Pierre Gerckens moderierte, fragten die Teilnehmer am Donnerstagabend: Was läuft falsch bei deutschen Finanzdienstleistern und Anlegern?

„Beide orientieren sich viel zu oft an Rankings, deren Methode und Zusammenstellung sie nicht hinterfragen“, sagte Volker Liebig, Professor an der privaten Hochschule für Unternehmensführung in Koblenz. Die Berater großer Banken, die im Massengeschäft tätig seien, würden zudem vor allem eigene Produkte verkaufen. Wichtig sei, dass private Anleger ein „persönliches Ranking“ bei der Geldanlage hätten. „Wo wollen Sie in fünf Jahren mit Ihrem Geld sein? Welches Risiko wollen Sie eingehen, um Ihr Renditeziel zu erreichen?“, fragte Liebig die 170 anwesenden Tagesspiegel-Leser. Aufgabe eines kompetenten Vermögensberaters sei es, „auf die Dinge zu achten, auf die ein Anleger nicht achten kann“, sagte Ralf Vielhaber, Herausgeber des Fachblatts „Fuchsbriefe“. So müsse ein Berater berücksichtigen, dass sich die persönlichen Lebensumstände eines Anlegers unerwartet ändern könnten – mit entsprechenden Folgen für die Finanzplanung. „Vermögensberatung ist eine Sache des Vertrauens“, sagte Wirtschaftsberater Klaus P. Frotscher. Doch vor allem Kleinanleger sind auf die – kostenpflichtigen – Dienste der Profis nicht unbedingt angewiesen. „Mit einer kleinen Auswahl guter Fonds oder Zertifikate lassen sich kleine Vermögen sinnvoll verwalten“, sagte Oliver Hagedorn.

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