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Herr des US-Geldes. Ben Bernanke.

© dpa

Geldpolitik: US-Notenbank dreht Geldhahn erneut auf

Die US-Notenbank will der lahmenden Wirtschaft mit frischem Geld auf die Sprünge helfen. Dazu sollen weitere Staatsanleihen im Wert von 600 Milliarden Dollar gekauft werden.

Washington - Die US-Notenbank öffnet wieder die Geldschleusen. Angesichts des kraftlosen Aufschwungs in den Vereinigten Staaten kündigte die Federal Reserve am Mittwoch den milliardenschweren Kauf von Staatsanleihen an. Dadurch sollen die Zinsen weiter gesenkt und die Nachfrage angekurbelt werden.

Wie die Federal Reserve nach einer zweitägigen Sitzung des Offenmarktausschusses mitteilte, will sie bis Ende des zweiten Quartals 2011 weitere Staatsanleihen für 600 Milliarden Dollar (430 Milliarden Euro) kaufen. Zusätzlich würden bereits der Fed gehörende, aber auslaufende Papiere ersetzt, so dass sich die neuen Ankäufe auf insgesamt 850 bis 900 Milliarden Dollar summierten. Den Leitzins beließ Notenbankchef Ben Bernanke bei 0 bis 0,25 Prozent.

Die amerikanische Wirtschaft hat sich seit der Krise nicht wieder richtig erholt. Das Wachstum bleibt weit hinter den Erwartungen zurück, die hohe Arbeitslosenquote belastet die US-Bürger. Darunter leidet auch die Nachfrage der Amerikaner nach Gütern aus dem Rest der Welt. Jetzt soll die Notenbank den Karren aus dem Dreck ziehen – mit einem geldpolitischen Schachzug, den viele Experten skeptisch sehen.

Normalerweise pumpen Notenbanken Geld in die Wirtschaft, indem sie die Leitzinsen senken, also den Satz, zu dem sich Banken Geld bei der Zentralbank leihen können. Doch hier hat die Fed keinen Spielraum mehr: Der Leitzins liegt bereits auf dem historischen Tiefstand von knapp über null Prozent. „Quantitative Lockerung“ nennt man diese Politik, die die Fed mit dem Kauf der Staatsanleihen betreibt. Das Kalkül dahinter: Je höher die Nachfrage nach Staatsanleihen, desto weniger Zinsen muss die Regierung den Anlegern dafür bezahlen. Dadurch sinkt das Zinsniveau insgesamt, was die Kredite für Firmen und Privatleute günstiger macht. So hofft die Fed, nicht nur die Konjunktur, sondern auch die Inflation anzukurbeln. Denn nichts fürchtet der Notenbankchef mehr als eine Deflation, also das Sinken der Preise.

Die Quantitative Lockerung ist jedoch umstritten. Kritiker befürchten langfristig eine übermäßige Inflation und die Entstehung neuer Preisblasen. Andere bezweifeln, dass die Maßnahme hilft. Die Fed hatte schon zu Beginn der Krise Staatsanleihen und hypothekenbesicherte Papiere für 1,7 Billionen Dollar gekauft, ohne einen großen Effekt zu erzielen. Manche Analysten rechnen damit, dass die aktuellen Maßnahmen nur ein Anfang sein könnten. dpa/rtr/mirs

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