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Wirtschaft: Gesundheitsreform mit Nebenwirkungen

Die fetten Jahre sind vorüber.Der Verteilungskampf im Gesundheitswesen zeigt auch bei den Apothekern Spuren.

Die fetten Jahre sind vorüber.Der Verteilungskampf im Gesundheitswesen zeigt auch bei den Apothekern Spuren.Immer weniger Medikamente gehen über den Ladentisch.Neue Apotheken werden kaum noch aufgemacht, die Umsätze steigen nur noch leicht, die Gewinne stagnieren.

Die Apotheker finden, daß ihre Lage schon dramatisch genug ist: Die Vorschläge der Krankenkassen, sie sollten sich noch stärker als bisher an den Kostenproblemen im Gesundheitswesen beteiligen, empfindet der Berufsstand jedenfalls als Zynismus.Schon jetzt gewähren die Apotheker nämlich den Krankenkassen einen Abschlag von fünf Prozent auf die Medikamentenrechnungen - eine gesetzlich verordnete Solidarmaßnahme, die jährlich immerhin zwei Mrd.DM ausmacht.Und auf einer anderen Folge der Gesundheitsreform bleiben die Apotheker auch alleine sitzen: Immer öfter bleibt das Verschriebene in der Apotheke liegen - eine Nachwirkung des Streits um die Zuzahlung zu den Medikamenten.Obwohl die Regierung das Gesetz längst zurückgenommen hat, sind noch immer viele Patienten so verunsichert, daß sie ihre vom Arzt verordneten Arzneimittel nicht abholen.Der Kummer der Apotheker ist zwar verständlich.Doch auch sie werden an weiteren Einschnitten und an einem tiefgreifenden Strukturwandel nicht vorbeikommen.Längst bröselt das Pillenmonopol der deutschen Apotheker, obwohl Versandhandel und Apotheken-Ketten nach dem Gesetz in Deutschland nicht erlaubt sind.Teure Medikamente werden zunehmend über das Internet oder ausland.nach dem Vorbild der Drogerie-Märkte würde das Kostenproblem nicht lösen.Denn anders als oft behauptet, ist Deutschland keinesfalls Spitzenreiter bei den Arzneimittelkosten.Pro Kopf liegen diese in Frankreich, der Schweiz oder den USA deutlich über den deutschen Werten.Denn statt teurer Originalware werden hierzulande meist preiswertere Nachahmungsprodukte verkauft.

Was sollen die Apotheken tun? Kosmetik und rezeptfreie Mittel zu verkaufen, ist auch keine Lösung.Denn viele kurieren heute ihre Erkältung lieber mit warmen Wickeln als mit Pillen aus.Und: Auch die Konkurrenz schläft nicht.Freiverkäufliche Arzneimittel kann man auch andernorts kaufen, Pflaster und Wärmeflaschen inclusive.Für den Abgesang auf die gute alte Apotheke gibt es dennoch keinen Anlaß.Sie wird es auch in Zukunft geben.Aber vielleicht nicht mehr überall.

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