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Konsumieren statt sparen. Verbraucher geben ihr Geld aus - zur Freude des Einzelhandels.

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GfK-Konsumklima: Niedrige Zinsen halten Verbraucher vom Sparen ab

Die Lust am Einkaufen ist so groß wie zuletzt 2007. Die Verbraucher glauben an den Aufschwung - zwei Monate vor der Bundestagswahl gibt es aber auch Ängste.

Das Geld sitzt locker. Die Verbraucher kaufen sich derzeit lieber ein neues Sofa, einen Wohnzimmerschrank oder eine neue Küche, statt größere Geldbeträge zu Niedrigstzinsen anzulegen. Das ist einer der Gründe, warum die Kauflaune in Deutschland so gut ist wie seit knapp sechs Jahren nicht mehr. Der Konsumklimaindex – monatlich vom Nürnberger Marktforschungsunternehmen GfK erstellt – steigt für August auf 7,0 Punkte. Im Juli hatte er bei 6,8 Zählern gelegen.

Zwei Monate vor der Bundestagswahl vertrauen die für die Studie befragten 2000 Personen offenbar darauf, dass sich die positive Konjunkturentwicklung fortsetzt. Gleichwohl lasse der Indikator aber noch „Luft nach oben“, schreiben die Konsumforscher in der am Dienstag vorgestellten Studie. Viele trauen offenbar dem Frieden nicht so ganz: Angesichts der anhaltenden Rezession in einigen Euro-Ländern könnte sich auch hierzulande die wirtschaftliche Erholung verlangsamen. Hinzu kommen Sorgen, dass die wirtschaftliche Entwicklung im asiatischen Raum die deutschen Exporte belasten könne. Vor allem in China schwäche sich die Wachstumsdynamik ab.

Die Neigung der Verbraucher, Geld für größere Anschaffungen auszugeben, nimmt aktuell noch einmal zu, obwohl sie schon zuvor sehr ausgeprägt war. Statt in Festgeldanlagen stecken die Menschen ihr Erspartes eher in Immobilien. „Deshalb kann sich auch die Möbelbranche derzeit über gute Geschäfte freuen“, heißt es bei der GfK. Die Händler profitieren bereits seit längerem von diesem Trend, wie der Einzelhandelsverband HDE bestätigt. „Langlebige Güter wie Möbel verkaufen sich gut“, sagte ein Sprecher. Im Juni sei mit Sport- und Campingartikeln nichts zu holen gewesen. Im sonnigen Juli hingegen sehe das ganz anders aus, und auch im Sommerschlussverkauf und in Baumärkten brumme das Geschäft. Die Geschäftserwartungen der Einzelhändler für das zweite Halbjahr sind positiv. Die Branche sieht gute Chancen, dass dieses Jahr ein Umsatzplus von nominal 1,0 Prozent herausspringt.

Neben den niedrigen Zinsen verleiten nach Auffassung der GfK auch steigende Einkommen und ein stabiler Arbeitsmarkt die Menschen zum Geldausgeben. Die wachsende Beschäftigung habe auch die „tatsächliche Einkommenssituation“ vieler verbessert. „Dies belegen die Tarifabschlüsse der vergangenen Monate, die bei einem Plus von rund drei Prozent liegen.“ Die Bundesagentur für Arbeit (BA) rechnet zudem damit, dass die Unternehmen mehr Arbeitskräfte nachfragen. Der entsprechende Stellenindex der Nürnberger Behörde verbesserte sich im Juli um zwei auf 149 Punkte. Die stabile wirtschaftliche Lage führe dazu, dass Unternehmen „offensichtlich zusätzliche Mitarbeitende“ nachfragten, hieß es dazu von der BA.

Für Rösler ist Konsum "verlässliche Stütze"

Trotz der anhaltenden Konsumfreude bleibt die Preisentwicklung hierzulande erträglich. Wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden mitteilte, stiegen die Preise im Juli um 1,9 Prozent verglichen mit dem Vorjahresmonat. Im Juni hatte die Teuerung noch bei 1,8 Prozent gelegen. Die Europäische Zentralbank sieht Preisstabilität bis zu einer Rate von knapp zwei Prozent gegeben.

Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) nannte den privaten Konsum eine „verlässliche Stütze für die weitere Belebung des Wirtschaftswachstums“. Die Bundesregierung veranschlagt einen Anstieg der Wirtschaftsleistung in diesem Jahr von 0,5 Prozent. „Die Bürgerinnen und Bürger haben allen Anlass, weiter optimistisch in die Zukunft zu blicken“, sagte Rösler. mit rtr

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