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Stellenabbau: GPC entlässt jeden siebten Mitarbeiter

Das Münchener Unternehmen GPC, das aus aus dem Berliner Max-Planck-Institut für molekulare Genetik hervorgegangen ist, muss massiv Stellen abbauen. Biotechunternehmen haben Generell Probleme bei der Zulassung von Mitteln - viele scheitern deswegen.

Berlin - Es gibt kaum eine Branche, in der Höhenrausch und Absturz so nah beieinanderliegen wie in der Biotechnologie – das hat auch das Münchner Unternehmen GPC erfahren müssen. Nach einem Rückschlag bei seinem Hoffnungsträger Satraplatin, einem Mittel gegen Prostatakrebs, setzt die Biotechfirma nun den Rotstift an. 15 Prozent der Belegschaft müssen gehen. Auch der Vorstand werde umgebaut und Projekte gekürzt, teilte GPC am Donnerstag mit. Ende Juli hatte die Firma, die aus dem Berliner Max-Planck-Institut für molekulare Genetik hervorgegangen ist, den Antrag auf US-Zulassung des Medikaments nach enttäuschenden Zwischenergebnissen vorläufig zurückgezogen. Eigentlich sollte Satraplatin schon im August auf den Markt kommen.

Die Entwicklung bei GPC ist für das Unternehmen zwar ein Desaster, in der Branche aber nichts Ungewöhnliches. „Das Risiko gehört zum Geschäft“, sagt Julia Schüler von Ernst&Young. Auch Paion, wie GPC eine der vielversprechendsten Firmen der deutschen Biotechszene, hatte im Juni Entlassungen angekündigt, nachdem ihr Schlaganfall-Wirkstoff Desmoteplase in Zulassungsstudien nicht die gewünschten Ergebnisse gezeigt hatte.

Das Risiko zu scheitern ist gerade bei jungen Biotechfirmen, die oft nur von einem Hoffnungsträger abhängen, groß. Auf dem Weg zur Zulassung als Medikament müssen sich ihre Wirkstoffe in drei klinischen Studien bewähren. Das kostet viele Millionen Euro und birgt ein extrem hohes Ausfallrisiko, das nach Angaben von Ernst & Young-Expertin Schüler bei nahezu 100 Prozent liegt. Selbst von den Kandidaten, die wie das GPC-Mittel Satraplatin schon zur Zulassung registriert sind, fallen noch zehn Prozent durch.

Die Unternehmen können dann nur hoffen, dass ihr Wirkstoff eine zweite Chance erhält – und bis dahin die Kosten drücken. Wie GPC. Der Restrukturierungsplan sehe die Entlassung von 46 der 316 Mitarbeiter vor, teilte das Unternehmen mit. Alle Betroffenen arbeiten in den USA. GPC will allein 2007 bis zu zwei Millionen zusätzlich einsparen. Er glaube aber „weiterhin fest an Satraplatin“ und werde „alles Ermessliche“ tun, um das Mittel auf den Markt zu bringen, sagte GPC-Chef Bernd Seizinger.

Nach Einschätzung von Sal. Oppenheim dürfte das nun aber frühestens Mitte 2008 der Fall sein. Auch sei die Wahrscheinlichkeit, dass das Medikament ohne Einschränkungen zugelassen werde, gesunken. Das hätte negative Folgen für die Umsätze. Ursprünglich hatte GPC einen Spitzenumsatz von 500 Millionen Dollar von dem Mittel erwartet.

Die Berliner Firma Jerini dürfte die Entwicklung mit Interesse verfolgen. Vor einer Woche hat die europäische Arzneimittelbehörde EMEA den Zulassungsantrag für Icatibant akzeptiert – ein Medikament gegen das vererbbare Angioödem, das zu lebensbedrohlichen Schwellungen führen kann. Jerini erwartet die Entscheidung Anfang 2008.

Maren Peters

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