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Wirtschaft: Gute Filme, volle Kinos

Die Branche zählt nach dem Katastrophenjahr 2005 mehr Besucher und steigende Umsätze. Jeder fünfte Film kommt aus Deutschland

Berlin - Die deutschen Kinobetreiber freuen sich nach einem dramatischen Einbruch im vergangenen Jahr wieder über mehr Besucher und steigende Umsätze. Trotz Fußball-WM und eines heißen Sommers sei die Branche 2006 wieder auf Wachstumskurs, sagte Thomas Negele, Vorstandschef des Kinoverbands HDF Kino, am Dienstag dem Tagesspiegel. „Gute Filme ziehen die Leute wieder in die Kinosäle – und sie geben mehr Geld aus“, sagte Negele.

Bis Ende der vergangenen Woche zählten die deutschen Kinos 69,4 Millionen Besucher, knapp zwölf Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. HDF-Chef Negele schätzt, dass 2006 insgesamt mehr als 140 Millionen Menschen ins Kino gehen werden. Im vergangenen Jahr waren es nur gut 127 Millionen gewesen. „Ein Zuwachs von zwölf bis 15 Prozent ist im Gesamtjahr möglich“, sagte Negele.

Erfolg beim Publikum feierten zuletzt zum Beispiel Sönke Wortmanns WM-Doku „Deutschland – ein Sommermärchen“ und die bayerische Heimatkomödie „Wer früher stirbt, ist länger tot“, die mit nur 79 Kopien schon 800 000 Zuschauer anlockte. Deutsche Filme – darunter der Kassenschlager „Das Leben der Anderen“ – hatten Mitte des Jahres einen Marktanteil von knapp 20 Prozent.

Große Hoffnungen setzt die Branche auf den Deutschland-Start des neuen James-Bond-Films „Casino Royale“ am 23. November. Auch der Martin-Scorsese-Thriller „The Departed“ oder die Produktionen „Sieben Zwerge – der Wald ist nicht genug“ und „Ein Freund von mir“ sollen das Geschäft in Schwung halten. „Bis Weihnachten haben wir eine gute Mischung“, sagte Negele. Auch Johannes Klingsporn, Geschäftsführer des Verbands der Filmverleiher (VdF), ist optimistisch: „In den Herbst- und Wintermonaten bringen zahlreiche Filmhighlights Vielfalt in die Kinos.“

Das Kinocomeback zahlt sich aus: Der Umsatz der Kinobetreiber im laufenden Jahr summierte sich bis Ende vergangener Woche auf 441 Millionen Euro. Das sind nach VdF-Angaben 13 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Ähnlich groß werde das Umsatzplus auch im Gesamtjahr ausfallen, erwartet der Kinoverband HDF. 2005 hatten die deutschen Lichtspielhäuser insgesamt knapp 745 Millionen Euro an der Kinokasse umgesetzt. Gestiegen sind auch die Nebeneinnahmen mit Speisen und Getränken. „Das ist von Kino zu Kino zwar sehr unterschiedlich“, sagte HDF-Chef Negele, „ein Umsatzplus von fünf bis sechs Prozent ist 2006 im Schnitt aber drin“.

Die neue Attraktivität des Kinos ist nach Einschätzung Negeles auch das Ergebnis einer besseren Abstimmung der Filmstarts. „Wir erschlagen unsere Zielgruppen nicht mehr mit gleich mehreren Filmneuheiten.“ Das Problem, den richtigen Film zur richtigen Zeit zu haben, habe die Branche in diesem Jahr besser als im vergangenen gelöst. Planbar sei der Erfolg allerdings nicht. Auch die immer schnellere Filmauswertung auf DVDs macht den Kinos weiter zu schaffen. Üblicherweise erscheint ein Film vier bis sechs Monate nach dem Kinostart bereits auf DVD. „Drunter geht es nicht mehr“, sagte Negele.

Besonders die Großkinos (Multiplexe), die die Hälfte des Branchenumsatzes machen, waren in den vergangenen Jahren wegen des scharfen Wettbewerbs und Überkapazitäten unter Druck geraten. Die Lage scheint sich hier inzwischen aber zu entspannen. So meldete die Kinokette Cinemaxx am Dienstag, dank steigender Besucherzahlen und höherer Kartenerlöse gehe es wieder aufwärts. Der Umsatz des mit einem Marktanteil von zwölf Prozent zweitgößten deutschen Kinobetreibers (Platz eins: Cinestar) stieg im ersten Halbjahr 2006 verglichen mit dem Vorjahreszeitraum um zehn Prozent auf 76,4 Millionen Euro. Der Verlust verringerte sich von 10,2 Millionen auf 3,3 Millionen Euro. Im Vorjahr hatte Cinemaxx einen Umsatzeinbruch erlitten. „2005 war das Filmangebot deutlich zurückhaltender als in diesem Jahr“, sagte ein Cinemaxx-Sprecher. Cinemaxx rechne angesichts weiterer Kassenschlager wie „Das Parfum“ oder „Die sieben Zwerge“ mit einer deutlichen Ergebnisverbesserung im Gesamtjahr.

Nach Angaben der Filmförderungsanstalt FFA konnten die Multiplexe im ersten Halbjahr erneut höhere Eintrittspreise durchsetzen. So kostete die Kinokarte im Schnitt 6,31 Euro – nach 6,22 Euro im Vorjahr. Schon im Krisenjahr 2005 waren die Preise um zwei Prozent gestiegen.

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