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GUTE STIMMUNG TROTZ HOHER PREISE Wie geht es weiter mit der Konjunktur?: Inflation drückt Wachstum

Preise steigen im November wegen des teuren Öls um drei Prozent – das verängstigt die Verbraucher, fürchten Volkswirte

Berlin - Die deutlich steigenden Preise könnten in den kommenden Monaten das Wirtschaftswachstum in Deutschland spürbar drücken. Das befürchten Volkswirte angesichts der auf drei Prozent gestiegenen Inflationsrate im November. Die Unternehmen blicken dagegen noch recht optimistisch auf das kommende Jahr, wie Umfragen vom Dienstag belegen. Die Finanzmarktkrise und der hohe Euro-Kurs seien zu verkraften, befanden die befragten Manager.

„Das Weihnachtsgeschäft wird nicht so stark ausfallen, wie es könnte“, sagte Ulrich Kater, Chefökonom der Deka-Bank, dieser Zeitung. „Die steigenden Preise drücken das Vertrauen der Verbraucher“, befürchtet auch Uwe Angenendt, Chefvolkswirt der BHF-Bank. Die von den Verbrauchern gefühlte Inflation sei höher als die tatsächliche, das führe zu Einschränkungen. „Hält die Kaufzurückhaltung an, wird das Wachstum im kommenden Jahr geringer ausfallen als derzeit viele erwarten.“ Angenendt rechnet mit nur noch 1,5 Prozent. Zudem erwartet er weiterhin spürbar steigende Preise. Im Dezember und im Januar werde die Inflationsrate noch über drei Prozent liegen, danach laufe der Mehrwertsteuereffekt aus, so dass die Raten sich oberhalb von zwei Prozent einpendeln würden.

Im November stiegen die Verbraucherpreise im Vergleich zum Vorjahr um drei Prozent, wie das Statistische Bundesamt auf der Basis vorläufiger Daten aus sechs Bundesländern am Dienstag mitteilte. Das ist der stärkste Anstieg seit Februar 1993. Teurer wurden vor allem Tanken und Heizen. Heizöl verteuerte sich demnach um bis zu 25,9 Prozent im Vergleich zu November 2006. Benzin und Diesel kosteten bis zu ein Fünftel mehr. Die Preise für Nahrungsmittel zogen um bis zu sieben Prozent an.

Öl ist derweil an den Rohstoffmärkten billiger geworden. Ein Fass US-Leichtöl kostete in New York 94,58 Dollar, das waren rund drei Prozent weniger als noch am Vortag. Händler spekulierten, dass die Länder des Opec-Kartells ihre Produktion in den kommenden Tagen ausweiten werden.

Die Unternehmen geben sich trotzdem optimistisch. Der per Umfrage unter 7000 Firmen ermittelte Ifo-Geschäftsklima-Index legte im November leicht um 0,3 auf 104,2 Punkte zu. Zuvor war ein halbes Jahr die Skepsis der Firmen gewachsen. Der Index gilt als wichtigster deutscher Frühindikator. Vor allem das verarbeitende Gewerbe zeigt sich zufrieden, der hohe Eurokurs ließ auch die exportorientierten Firmen dieser Branche kalt. Am Bau wächst dagegen die Unzufriedenheit, auch im Einzelhandel verschlechterte sich die Stimmung. „Die Ergebnisse zeigen, dass sich die Konjunktur auf hohem Niveau nur allmählich abkühlt“, sagte Ifo-Präsident Hans-Werner Sinn.

Eine nur leichte Abschwächung erwartet auch Michael Hüther, Präsident des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW). Einer Umfrage seines Hauses zufolge planen 45 Prozent der mehr als 2000 befragten Firmen eine höhere Produktion für 2008. Nur zwölf Prozent rechnen mit einem Rückgang. „Der Motor läuft etwas langsamer, aber er stottert keineswegs“, sagte Hüther. Gut 40 Prozent der Firmen wollen im nächsten Jahr mehr investieren, rund ein Drittel auch neues Personal einstellen. Die in den vergangenen Monaten starke Aufwertung der europäischen Gemeinschaftswährung Euro zum US-Dollar ist dabei für die Firmen nicht so schlimm, wie oft befürchtet. Nur 15 Prozent der Firmen mache diese Entwicklung Sorgen, ergab die Befragung. Hüther rechnet bei der Wachstumsrate auch nur mit einer leichten Abschwächung – 1,9 Prozent nach voraussichtlich 2,5 Prozent in diesem Jahr. Auch 2009 werde die Aufwärtsdynamik anhalten.

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